Wohnen wie Gallus

ST.GALLEN. Zum Start des Gallusjubiläums am 20. April werden auf dem Klosterplatz zwei historische Klausen aufgebaut. Damit soll erlebbar werden, wie Gallus und seine Mönche gehaust haben. Und 1400 Jahre auf einen Blick sichtbar sein.

Daniel Klingenberg
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Noch geheim: Aussehen, genauer Standort und Ausrichtung der Gallusklausen (grüne Klötzchen) werden erst beim Bau bekannt. (Bild: Luca Linder/Grafik: Janine Braun)

Noch geheim: Aussehen, genauer Standort und Ausrichtung der Gallusklausen (grüne Klötzchen) werden erst beim Bau bekannt. (Bild: Luca Linder/Grafik: Janine Braun)

«Damals begann der Heilige den Bau eines Oratoriums»: So erzählt die Gallus-Lebensgeschichte, wie die Gruppe von Mönchen ein Bethaus und weitere Häuser nach der Ankunft im Hochtal der Steinach errichteten. 2012 wird das Gallusjubiläum gefeiert. Dabei stehen auch zwei Holzklausen auf dem Klosterplatz: Die Gallusbauten werden mit wissenschaftlichen Erkenntnissen rekonstruiert. Hinter dem Projekt steht der Verein «Gallus-Eremitage». «Wir wollen mit den Klausen ein Fenster in die Jahre um 612 öffnen und Erwachsenen und Kindern anschaulich zeigen, wie der Anfang von St. Gallen aussah», sagt Präsident Clemens Müller. Wie man sich die Hütten genau vorzustellen hat, will der Kantonsschullehrer noch nicht sagen. «Sie sollen überraschen. Mit dem Kontext des heutigen Weltkulturerbes werden 1400 Jahre auf einen Blick sichtbar.»

«Kein Disneyland»

Gebaut werden die Holzklausen, falls das Wetter dies zulässt, ab dem 15. März. Und nicht mit der Kettensäge, sondern in historischer Bauweise. Ausführen wird dies der Berner Markus Sommer (siehe Kasten). Für den Start des Jubiläums am 20. April sollen die Klausen fertig sein. Natürlich kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass Gallus in solchen Block- und Bohlenständer-Bauten, wie sie genannt werden, gewohnt und gebetet hat. «Es gibt aufgrund archäologischer und historischer Erkenntnisse eine 50prozentige Wahrscheinlichkeit», sagt Müller. Der Bezug zur Wissenschaft ist wichtig: «Wir wollen kein Disneyland, sondern Geschichte erlebbar machen.»

Clemens Müller (Bild: pd)

Clemens Müller (Bild: pd)


Dass das Projekt «Gallusklausen» erst jetzt an die Öffentlichkeit kommt, hat zwei Gründe. Einerseits wurde es von Clemens Müller zusammen mit den beiden Historikern Peter Müller und Beat von Scarpatetti spät aufgegleist.

Heikle Bewilligung

Anderseits gab es auch heikle Punkte, die man erst klären wollte. So ist die Bewilligung, etwas auf dem Klosterplatz aufzustellen, nicht einfach zu bekommen. Darüber entscheidet der Kanton, das Weltkulturerbe-Forum wirkt beratend. Die Gallusklause-Idee stiess aber bei der Arbeitsgemeinschaft Gallusjubiläum und vielen anderen Personen auf offene Türen: «Sie hat allen eingeleuchtet», sagt Müller. Auch Bischof Markus Büchel. Bereits liegt die Baubewilligung der Stadt vor. Die Hütten haben einen Grundriss von etwa drei mal vier Metern.

Zwei Gallusklausen sollen es sein, weil davon auszugehen ist, dass damals eine kleine Siedlung entstand. «Es war nicht eine Einsiedlerklause, mutterseelenallein im Wald.» Zudem weisen die beiden Bauten darauf hin, dass am Anfang von St. Gallen ein Sozialleben stand, und nicht Isolation.

Weitere Infos im Staatsarchiv

Die Klausen sollen bis zum 15. August stehen. Im Staatsarchiv im Nordflügel der Pfalz werden Informationen Einblick geben in die Zeit, als Gallus hier ankam, und den historischen Anspruch vertiefen. Denn man muss sich im klaren sein: «Irgendwo in unmittelbarer Nähe unserer Klausen haben Gallus und seine Leute tatsächlich gebaut», sagt Müller.