Das Wasser sucht sich am Alpstein seinen eigenen Weg. Es fliesst, stürzt und rauscht nicht nur über die Felsen des Säntismassivs, sondern es sickert, tröpfelt und rinnt auch durch den Untergrund.
Das Wasser sucht sich am Alpstein seinen eigenen Weg. Es fliesst, stürzt und rauscht nicht nur über die Felsen des Säntismassivs, sondern es sickert, tröpfelt und rinnt auch durch den Untergrund. Wählt es den Weg durchs Gestein, wird es während jahrelanger Bearbeitung entkeimt und angereichert mit kostbaren Mineralien. Ein Teil dieses Wassers sammelt sich unter einer 17 Meter dicken Lehmschicht im Tal zwischen Kronberg und Hundwiler Höhe. An diesem Ort, an dieser Quelle, spielt sich die Erfolgsgeschichte von Gabriela Manser ab. Am Dienstagabend war die Geschäftsführerin der Goba AG zu Besuch in Gossau. An der Veranstaltung des Frauennetzes im «Werk 1» stellte sie sich den Fragen der Andwilerin Carmela Romer und sprach im Vorfeld über ihr Schaffen und Wirken.
Die heute 53-Jährige hat 1999 die Mineralquelle in Gontenbad samt 30 Jahre alter Infrastruktur und acht Mitarbeitern übernommen. Von der Schulleiterin wurde sie zur Unternehmerin und Nachfolgerin im Familienbetrieb. Ins kalte Wasser geworfen, sprach sie zuerst mit Mitarbeitern und Kunden und eignete sich Fachwissen an. Dann brütete sie über Ideen und nahm grosse unternehmerische Risiken auf sich. Denn die Anlagen waren alt und mussten ersetzt werden. «Das kostete vier Jahresumsätze», sagt die Appenzellerin, die heute im ausserrhodischen Bühler lebt. Nur mit einer Aktienkapitalerhöhung konnte sie die Finanzierung sicherstellen. Die Papiere, die sie damals als «Liebhaberaktien» anpries, warfen aber rasch Dividende ab. Heute werden jährlich 18 Millionen Flaschen und Fläschli abgefüllt. Das sind neunmal mehr als 1999. Bei der Goba AG arbeiten jetzt über 50 Angestellte. Und Gabriela Manser ist spätestens seit 2005, als sie zur «Unternehmerin des Jahres» gekürt wurde, zu einer der gefragtesten Persönlichkeiten in der Schweizer Wirtschaftswelt aufgestiegen.
Als Pädagogin passt die Appenzellerin nicht ins Setting der modernen und kühl kalkulierenden Unternehmerin. Ihr Weg ist eine spannende Geschichte, was auch ein Grund ist, weshalb sich Verbände, Unternehmen, Hochschulen und Journalisten stark für sie interessieren. Sie müsse hin und wieder Anfragen ablehnen, sagt sie. Und Referate halte sie nie. «Ich habe lieber Gespräche. Da weiss man nie genau, worauf man sich einlässt.»
Es sind die feinen Unterschiede, die Gabriela Manser wichtig zu sein scheinen. Auch der genaue Blick in die Natur ermögliche es, Weisheiten und Schönheiten zu entdecken, die sonst verborgen blieben. Gerade das Wasser habe Geheimnisse: «Wenn es sein muss, trägt es Stein ab. Wenn es zu Eis wird, dehnt es sich aus.» Die Naturverbundenheit Gabriela Mansers spiegelt sich in ihren Produkten. Der Schmetterling zum Beispiel hat einen erheblichen Beitrag zum Erfolg der «Flauder»-Sorten beigetragen. Doch Gabriela Manser genügen schöne Etiketten noch nicht. Ihre Produkte müssen eine Geschichte erzählen. Und so hat die Unternehmerin ihren Bio-Eistee, den sie 2012 auf den Markt brachte, mit einem selber ersonnenen Märchen zur «Iisfee» mystifiziert.
Die kreative Frau mit strengem Geschäftssinn wird in den Medien als «sprudelnde Appenzellerin», «Flauder-Königin» oder als «Lady Sunshine» gefeiert. Ihr Erscheinen löste auch in Gossau grosses Interesse aus. Rund 90 Frauen haben ihr während einer Stunde wie gebannt zugehört. Und eine Besucherin hat festgestellt: «Da isch eifach e Wahnsinnswiib.»