15 von 176 Kandidierenden für die Nationalratswahlen sind in der Region St. Gallen daheim. Die meisten von ihnen kommen aus Gossau oder Gaiserwald. Aus Wittenbach, mit 9300 Einwohnern fast Stadt, tritt 2011 wieder niemand an.
Zunächst standen drei, im zweiten Wahlgang noch zwei Kandidaten zur Auswahl. Der Wahlkampf ums Wittenbacher Gemeindepräsidium Anfang Jahr war spannend. Die Bevölkerung nahm regen Anteil an der Ausmarchung, die lange auf Messers Schneide stand. Doch so gross das Interesse am kommunalen Wahlkampf war, für die bevorstehenden Nationalratswahlen mag niemand aus Wittenbach oder Kronbühl in die Hosen steigen. Für eine Gemeinde, die vielleicht schon bald Stadtgrösse erreicht, eigentlich erstaunlich. Bereits 2007 wollte niemand aus der grössten St. Galler Agglomerationsgemeinde aufs nationale Wahlkarussell. Vor acht Jahren waren's wenigstens zwei. Rolf Jermann, langjähriger Präsident der Primarschulgemeinde, und der weniger bekannte Daniel Messmer.
Dass die Einwohnerzahl nicht zwingend etwas mit der jeweiligen Anzahl Kandidaturen für den Nationalrat zu tun haben muss, beweist Mörschwil (3500 Einwohner). Regelmässig werden aus der steuergünstigen Gemeinde am östlichen Stadtrand Kandidaturen gemeldet. Mit Walter Steinemann (AP) sowie Peter Weigelt (FDP) hat das ehemalige Bauerndorf in jüngerer Vergangenheit gleich zwei Nationalräte nach Bern geschickt.
Ebenfalls sehen lassen darf sich die «Regierungsratsdichte»: Nach Peter Schönenberger wurde mit Beni Würth (beide CVP) unlängst wieder ein ehemaliger Mörschwiler in die kantonale Exekutive gewählt. Auch dieses Jahr sind neuerlich zwei Mörschwiler Nationalratskandidaturen eingereicht worden (2007: 3; 2003: 2), wovon zumindest einer die Politik quasi in die Wiege gelegt wurde: Christina Schönenberger, Jahrgang 1982, Tochter des erwähnten ehemaligen St. Galler Finanzdirektors. Der (Mutter-)Partei ihres prominenten Vaters ist sie übrigens treu geblieben: Die Juristin und Steuerexpertin steigt für die Junge CVP ins Rennen. Dies wohl ohne grosse Erfolgsaussichten, aber vielleicht mit guter Ausgangslage am 11. März 2012 bei den Kantonsratswahlen.
Spitzenreiter bei der Anzahl Kandidaturen aus der Agglomeration St. Gallen, ist, aufgrund der Grösse wenig überraschend, Gossau mit deren sechs (2007: 8, mit Arnegg; 2003: 4). Im Vergleich zur Hauptstadt mit 44 Kandidaturen (siehe oben) keine berauschende Zahl, dafür mit dem einen oder anderen Stimmenfänger darunter. Etwa den ehemaligen Stadtparlamentspräsidenten Bruno Damann (CVP) und Claudia Martin (SVP), die nicht zuletzt von diesem Promi-Bonus profitieren dürften. Zur Gossauer Prominenz gezählt werden darf auch SP-Kandidat und Kantonsrat Ruedi Blumer, der schon 2003 und 2007 auf der Nationalratsliste figurierte. Aus der Gossauer Nachbarschaft gemeldet an bekannteren Persönlichkeiten sodann sind CVP-Kantonsrätin und Waldkircher Ortsparteipräsidentin Vreni Breitenmoser, aus Andwil der ehemalige SVP-Kantonalpräsident und Kantonsrat Toni Thoma. Damit nicht genug: Die 1900-Seelen-Gemeinde hat gleich noch ein weiteres Eisen im Feuer: Martin Wicki, Co-Präsident der Grünliberalen des Kantons St. Gallen.
Das gute Dutzend an regionalen Kandidaturen voll machen die Engelburger Cyrill Schmidt (Junge CVP) und Sandra Volken (Junge Grünliberale). Bekannteste Gaiserwalder Kandidatin ist aber die Abtwilerin Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP), Präsidentin der Frauenzentrale des Kantons St. Gallen. Schliesslich darf sich auch Häggenschwil einer Nationalrats-Kandidatur rühmen: Es ist dies EVP-Nachwuchshoffnung Samuel Stübi, Jahrgang 1990, Jus-Student an der HSG.