Zu hoch waren die Kosten für das «Bühnenspiel», zu unsorgfältig die Berechnungen der Planer. Jetzt wurde das Projekt für ein neues Gemeindezentrum gestoppt. Doch Muolens Gemeindepräsident Bernhard Keller gibt nicht auf.
Bernhard Keller: Ja, mittlerweile haben sich doch einige Muolerinnen und Muoler bei mir gemeldet. Die Reaktionen waren aber durchwegs positiv, was mich sehr gefreut hat. Das Verständnis für unseren Entscheid ist in der Bevölkerung gross.
Keller: Nein, zumindest ist keine an mich herangetragen worden.
Keller: Wir haben bei der Sistierung nicht gewusst, wie die vorgelegten Pläne einzuordnen sind. Wir waren geschockt, wollten das Projekt aber nicht sogleich stoppen. Deshalb haben wir zunächst die Notbremse gezogen und entschieden, ein Gutachten durch einen externen Fachanwalt erstellen zu lassen. Wir wollten herausfinden, wer was auf welcher Stufe falsch gemacht hat. Eine genaue Abklärung war uns wichtig, deshalb hat es auch etwas gedauert. Eineinhalb Jahre sind lang, aber es hat sie gebraucht. Auch um die Vertrauensfrage gegenüber den Planern zu klären.
Keller: Der Fachanwalt hat sämtliche Vorgänge, Abläufe und Verantwortlichkeiten des Projekts «Bühnenspiel» durchleuchtet. Im Gutachten kommt er zum Schluss, dass verschiedene Planer ihre Berechnungen nicht genügend sorgfältig gemacht und andere dann darauf aufgebaut haben. Die Zusammenhänge sind ziemlich komplex und vielfältig.
Keller: Das sagt uns das Gutachten. Es gibt aber nicht bloss einen Hauptverantwortlichen. Im Gutachten heisst es auch, dass es eine Verkettung aller involvierten Planer sei. Und dazu gehören Kostenplaner, Bauherrenberater, Wettbewerbsjury und Architekt. Wer die Verantwortung tragen wird, muss jetzt geklärt werden. Derzeit laufen Gespräche mit den entsprechenden Personen.
Keller: Rückblickend hätten wir wohl die Kostenplanung noch von einem zweiten oder dritten Experten überprüfen lassen sollen. Aber eigentlich hatten wir ja bereits vier Instanzen mit Fachpersonen im Boot, und auf die haben wir uns verlassen. Das kratzt natürlich am Vertrauen.
Keller: Keineswegs. Wir haben von Anfang an betont, dass die Gemeinde einen Neubau in der Höhe von 3,8 Millionen Franken plus/minus 25 Prozent auch ohne Steuerfusserhöhung verkraften kann. Demzufolge würde ich alles wieder genauso machen. Schliesslich geht es um die Sache. Muolen braucht anstelle des alten, sanierungsbedürftigen «Adler»-Saals eine Lokalität, in der gesellschaftliche Anlässe stattfinden können. Wir sind jetzt zwar gebrannte Kinder. Aber wir wollen den Traum von einem neuen Gemeindezentrum weiterspinnen.
Keller: Nein, der Projektierungskredit ist unterschiedlich aufgebaut. Wir haben stufenweise Aufträge erteilt und Teilbeträge bezahlt. So sind einzig die 150 000 Franken, die wir für das Vorprojekt reserviert haben, weg. Doch hier versuchen wir, mit Klärung der Schuldfrage die Schadensbegrenzung tief zu halten.
Keller: Zunächst wird es zusammen mit der Baukommission ein letztes Wundenlecken geben. Danach werden wir gemeinsam die Grundlagen für einen neuen Projektanlauf aufbereiten. Wie weit wir dafür in der Planung zurückgehen müssen, wird sich weisen. Aber wahrscheinlich wird es bis in die Phase vor dem Wettbewerb sein. Sowohl das Raumprogramm als auch mögliche Nebennutzungen sollen frisch beurteilt werden. An der Bürgerversammlung 2014 möchten wir den Muolern eine neue Projektausschreibung vorlegen. Und einen neuen Projektierungskredit, denn der alte bezog sich ausschliesslich auf das «Bühnenspiel». Mit dessen Aus ist auch der Kredit hinfällig geworden.
Keller: Eine Prognose abzugeben, ist schwierig, auch nach all den Erfahrungen, die wir gemacht haben. Aber ich hoffe, dass das neue Gemeindezentrum 2018 stehen wird. Interview: Marion Loher