«Purchasing Power» statt Kaufkraft und «Bail-out» statt Rettungsschirm: Der englische Lehrgang an der HSG ist schweizweit einzigartig – und unter Studenten beliebt.
ST. GALLEN. Am Montag beginnt das Herbstsemester an der Universität St. Gallen. Zum zweitenmal werden die ersten beiden Semester, das sogenannte Assessmentjahr, auch in Englisch abgehalten – eine Neuheit in der Schweizer Universitäts-Landschaft. Das Angebot trifft unter Studierenden anscheinend auf Anklang: Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl der Studenten, die ihre Vorlesungen auf Englisch besuchen, von rund 250 auf 320 Studierende angewachsen. Eine Steigerung um fast 30 Prozent. Anja Zwingenberger, die Projektleiterin des Assessmentjahres, zeigt sich zufrieden mit dem ersten Jahr. «Wir haben alle grosse Freude am Resultat», sagt sie. Die Evaluationen und die Feedbacks der Studenten seien überwiegend positiv ausgefallen. Zwingenberger hat einen guten Eindruck von den Teilnehmern gewonnen. «Die Studierenden sind hochmotiviert und schnell bereit, Initiative zu ergreifen.»
Diese Meinung teilt auch Moritz Haegi, der das Assessmentjahr in Englisch gerade abschlossen hat. «Wahrscheinlich liegt die hohe Motivation daran, dass im Englisch-Track nur solche sind, die freiwillig einen Zusatzaufwand betreiben», sagt der 21jährige Bülacher. Diesen schätzt er aber als nicht allzu hoch ein. «Wenn jemand in der Matura in Englisch einen einigermassen guten Abschluss hat, sollte er kaum ein Problem mit der Sprache haben», sagt Haegi. Seine Wahl fiel auf den Englisch-Lehrgang, weil er seinen Horizont erweitern wollte. Haegi schätzt daran, dass der Track relativ klein ist und dadurch ein starker Zusammenhalt entsteht. Falls es an der HSG keinen englischen Lehrgang gegeben hätte, wäre Haegi fürs Studium nach Holland gegangen.
Auch die frisch ins Assessmentjahr gestartete Paula Patzelt aus Bremen wäre nicht an die HSG gekommen, wenn es keine Vorlesungen auf Englisch geben würde. Sie will sich vor allem eine Zusatzqualifikation holen, die ihr im fremdsprachigen Ausland dereinst von Nutzen sein könnte. Da die Lehrmittel und Vorlesungen inhaltlich gleich sind wie im deutschen Lehrgang, verpasse sie qualitätsmässig nichts. Die Quote der Ausländer liegt gleich wie beim deutschen Studiengang bei 25 Prozent.
Mit dem Angebot wolle man vor allem auch Schweizer mit zweisprachiger Matura ansprechen und sie auf den internationalen Arbeitsmarkt vorbereiten, sagt Zwingenberger. Dabei gelte das Prinzip der regionalen sowie der internationalen Verankerung. Denn ganz ums Deutschlernen kommen auch die fremdsprachigen Studenten nicht herum. Bis zum Bachelor müssen diese Deutsch als Pflichtfach besuchen sowie mindestens zwei Elemente des Fachstudiums auf Deutsch abschliessen. Das Ziel sei, dass der Englisch-Track noch mehr Studenten anziehe, sagt Zwingenberger. «Wir sind bereit für mehr.»