Die Ausstellung über Naturforscher und Rassist Louis Agassiz wurde in St. Gallen noch nicht gezeigt. Stadtparlamentarierin Beatrice Truniger Blaser hat diesbezüglich einige Fragen an den Stadtrat.
«Wer hat Angst vor Louis Agassiz?», fragt SP-Stadtparlamentarierin Beatrice Truniger Blaser in einer kürzlich eingereichten Einfachen Anfrage. Hintergrund ihres Vorstosses ist ein Entscheid des Stadtrates aus dem Jahr 2011.
Der Stadtrat lehnte damals den Vorschlag der Kulturkommission ab, ein Ausstellungsprojekt des Historikers Hans Fässler über den Naturforscher und Rassisten Louis Agassiz (1807–1873) in Grindelwald mit einem Werkbeitrag zu unterstützen. Er begründete den Entscheid damit, dass man nicht in die Autonomie anderer Gemeinden eingreifen wolle, da die Ausstellung darauf abziele, das Agassiz-Horn im Berner Oberland umzubenennen. Zudem würde der Beitrag einer weitgehend schon erarbeiteten Ausstellung zugutekommen.
Diese Begründungen seien mittlerweile widerlegt worden, schreibt Beatrice Truniger Blaser in ihrem Vorstoss. Sie will vom Stadtrat nun wissen, wie er die Tatsache beurteilt, dass trotz intensiver Bemühungen weder in der Stadt noch im Kanton ein Ausstellungsort gefunden werden konnte.
Weiter fragt sie, ob dadurch nicht der Eindruck entstehen könne, einer kulturell konservativen und ängstlichen Stadt St. Gallen stehe ein liberales und offenes Ausserrhoden gegenüber. Dort wird die Ausstellung bald gezeigt. Stadt und Kanton St. Gallen hätten in der Zwischenkriegszeit «in Sachen Antisemitismus, Rassenhygiene und Erbgesundheit eine bedeutende Rolle» gespielt, schreibt Beatrice Truniger Blaser weiter. Ob der Stadtrat also immer noch der Meinung sei, Agassiz und sein Gedankengut hätten mit St. Gallen wenig zu tun, fragt sie.
Zudem will sie vom Stadtrat wissen, ob er angesichts neuer Erkenntnisse bezüglich der Verbindung von Agassiz zu St. Gallen bereit sei, sich für die Findung eines Ausstellungsortes in der Stadt einzusetzen. (mbu)