Von gesund bis preiswert

Grosszügig, günstig oder gratis – Mensa, Bäckerei oder Mikrowelle: An Essensangeboten fehlt es den Kantonsschülern nicht. Obwohl viele Eltern ihre Kinder finanziell unterstützen, ist bei der Wahl des Zmittags der Preis ausschlaggebend.

Seraina Hess / Samuel Tanner
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Der Ansturm in der Kanti-Mensa dauert von 12 bis circa 12.45 Uhr. Unter den Schülern ist Drittklässlerin Vanessa Frei. Sie sagt: «Meine Eltern legen Wert darauf, dass ich etwas Warmes esse.» (Bild: Seraina Hess)

Der Ansturm in der Kanti-Mensa dauert von 12 bis circa 12.45 Uhr. Unter den Schülern ist Drittklässlerin Vanessa Frei. Sie sagt: «Meine Eltern legen Wert darauf, dass ich etwas Warmes esse.» (Bild: Seraina Hess)

HEERBRUGG. Im Essverhalten unterteilen sich Kantonsschüler in drei Gruppen: Die einen gönnen sich ein vollwertiges Menu in der Mensa, andere bringen in Tupperware-Boxen den Zmittag von zu Hause mit. Die Dritten sagen sich: Hauptsache schnell und günstig und holen ein Brötli oder eine Portion Pommes frites beim Beck Eschenmoser.

Doppelt so viele Menus

Michael Friedauer ist seit dem Einzug in den Neubau der Kantonsschule im März 2013 deren Restaurantmanager. Angestellt ist er nicht bei der KSH selbst, sondern bei der SV-Gruppe. Denn die Mensa wird nicht mehr von der Schule geleitet; der grösste Schweizer Kantinen-Betreiber hat sich eingemietet. Allerdings zum Nulltarif: «Nur weil uns die Infrastruktur gratis zur Verfügung gestellt wird, können wir unsere Menus so günstig anbieten», sagt Friedauer. Günstig, das heisst im Fall der Kantonsschule sieben bis zehn Franken, Salat oder Suppe inklusive. Das Essen soll möglichst gesund und frisch sein. Hungrige können nachschöpfen. Trotzdem darf der Preis nicht zu hoch sein, will man die Gunst der Schüler nicht verlieren.

Denn schon jetzt nehmen viele Schüler ihr Essen lieber von zu Hause mit. «Ich esse zweimal die Woche hier in der Mensa, sonst gehe ich nach Hause. Der Preis erreicht für mich aber die Schmerzgrenze», sagt Drittklässlerin Vanessa Frei. Ihre Kollegin findet: «In der Bäckerei nebenan ist's halt günstiger. Dafür gibt es Fastfood.» Der allgemeine Tenor der Schüler: Sein schwer verdientes Geld, meist durch Ferienjobs, Nachhilfe oder Babysitten, möchte man nicht für teures Essen ausgeben, wenn es doch zu Hause «gratis» im Kühlschrank steht.

Noch günstigere Preise wären für Küchenchef Friedauer aber kaum vorstellbar. Er sagt: «Das können nur Betriebe, die vom Unternehmen oder von der Schule subventioniert werden.» Obwohl viele Schüler den Preisen kritisch gegenüberstehen, sieht sich Friedauer in seiner Arbeit bestätigt, vergleicht er seinen Betrieb mit der alten Mensa. Waren es vor einem Jahr noch 100 verkaufte Menus am Tag, so konnte das neue Schüler-Restaurant die Anzahl fast verdoppeln, vierzig Prozent der Schüler essen vegetarisch.

Pommes mit Wienerli

«Dass wir heute mehr verkaufen, merkt vermutlich auch die Bäckerei Eschenmoser. Denn auch bei uns gibt es Joghurt, Birchermüesli und Sandwiches.» Es ist 13 Uhr, als er das sagt und zur Vitrine nickt. Sie ist leer. Doch leer ist eine Viertelstunde später auch das Brötli-Tablar in der Bäckerei Eschenmoser, von den Schülern liebevoll «Eschi» genannt. Eschenmoser merke auch am Mittag kaum, dass die Mensa nun mehr Portionen schöpft als früher. Dass die Anzahl Schüler von Tag zu Tag schwankt, habe mit ganz anderen Faktoren zu tun, sagt Filialleiterin Christine von Allmen: «Wenn ein Menu der Mensa nicht ankommt, haben wir mehr Schüler hier. Aber auch, wenn eine Prüfung ansteht und es im Lernstress nur noch für einen schnellen Imbiss reicht.» Der Preis der warmen Gerichte bleibt unschlagbar: Pizza gibt es ab fünf, Pommes mit Wienerli für sechs Franken.

Wen das Geld sogar dafür reut, für den hat die Schule zwei Mikrowellen bereit. Zu Stosszeiten um 12 oder kurz nach 12.30 Uhr kann es gut sein, dass man mehr als 20 Minuten vor dem Gerät wartet. Trotz der kulinarischen Unterschiede vereinen die Tische der Mensa alle Schüler. Denn hier findet nicht nur Platz, wer sich das Tagesmenu leistet, hier sitzen auch Jugendliche mit ihrem Käsefladen von der Bäckerei Eschenmoser oder dem aufgewärmten Ghackets mit Hörnli von zu Hause. Hauptsache, der Zmittag entspricht dem persönlichen Geschmack. En Guete.

Das Mensa-Essen schmeckt

Und tatsächlich: Das Menu 1 schmeckt. Es gibt Cervelats, mit Speck umwickelt und mit Käse gefüllt. Dazu Zucchetti, Blumenkohl und Rüebli (angenehm guter Biss), Kartoffelschnitze mit feinem Gewürz und Zwiebelsauce für 7.90 Franken. Ein Menu wie aus der 30-Minuten-Küche von Jamie Oliver. Irgendwie hip, irgendwie nicht ganz ungesund.

Die Vegi-Liebhaberin ist derweil ziemlich angetan von ihrem Brain Food – Futter fürs Hirn, sozusagen. Sie hat sich diese kleine Box mit Cashewnüssen und Cranberries zusätzlich zum selbstgemachten Eistee und zum Vegi-Menu geholt: Kartoffel-Blumenkohl-Zucchetti-Auflauf (insgesamt 11.80 Franken). Was gefällt: Eine Karte, die bei zwölf Punkten eine Sonnenbrille, einen Ball oder einen Turnsack verspricht. Der Koch, der darauf hinweist, dass Brot gratis ist. Der Salat, der nicht nur aus Blättern besteht, sondern fein drapiert ist. Die Auswahl an Saucen.

Bild: Quelle

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