Von Arbon weg, obwohl Schulgeld sinkt?

Im Streit um das massiv erhöhte Schulgeld für Steinacher an der Oberstufe Arbon zeichnet sich ein Kompromiss ab. Trotzdem prüft die Gemeinde weiterhin Alternativen zu Arbon. Das zeigen Referate und Diskussion am Anlass zu Oberstufenmodellen.

Fritz Bichsel
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STEINACH. Am Anfang war eine Rechnung: Die Sekundarschulgemeinde Arbon erhöhte das (zu tiefe) Schulgeld für die Oberstufenschüler aus Steinach um die Hälfte. Das akzeptiert Steinach nicht. Bei diesem Geldstreit zeichnet sich nun ein Ende ab. Die Bildungsdepartemente der Kantone Thurgau und St. Gallen gaben eine Empfehlung ab. Die Zahl in Franken bleibt bis zur Beratung in Gemeinderat und Sekundarschulbehörde unter Verschluss. Aber der Generalsekretär des St. Galler Departements, Jürg Raschle, erklärt am öffentlichen Anlass der FDP Steinach, es sei «ein Kompromiss». Und der Präsident der Sekundarschule Arbon, Robert Schwarzer, sagt den Steinachern: «Der Betrag wird wohl von den 24 500 Franken pro Schüler im Jahr herunterkommen, denn wir sparen.»

Alternativen zu Arbon prüfen

Der Streit bewirkte in Steinach jedoch eine Diskussion über das Schulgeld hinaus. Aufgrund eines Vorstosses der FDP und nun im Auftrag der Bürger prüft der Gemeinderat Alternativen für die Oberstufe. Gemeindepräsident Roland Brändli berichtet den achtzig Besuchern: Denkbar wären Zusammengehen mit kleineren Nachbargemeinden, Schulen in St. Gallen oder eine Privatschule. Die nächstgelegene st. gallische Oberstufe in Goldach hätte hingegen keinen Platz. «Für eine fundierte Beurteilung» wolle der Gemeinderat der Bürgerversammlung im Frühjahr den Kredit für eine Expertise beantragen. Jetzt wünsche aber Arbon bereits bis dann Klarheit.

Bewährtes oder Neues?

Beispiele für Oberstufenmodelle werden im Podiumsgespräch erläutert. Häggenschwil rettete seine vom Kanton als zu klein bewertete Oberstufe durch Umwandlung in eine Privatschule. In dieser sind Sek und Real und Jahrgänge gemischt. Schulratspräsident Alan Germann berichtet von «guten Erfahrungen» und Kosten von 21 000 Franken pro Schüler und Jahr, etwas tiefer als durchschnittlich 22 000 bis 23 000 im Kanton und 24 000 im Thurgau.

Anstelle dieser besonderen Schule können Häggenschwiler die öffentliche Oberstufe Waldkirch-Bernhardzell besuchen. Deren Schulleiter Raphael Frei zeigt auf, dass sie als kleine Schule Innovatives erproben kann wie mehr Integration von Sek und Real oder Arbeit in Gruppen für Berufsrichtungen.

In Untereggen können Eltern und Schüler eine der Oberstufen von Goldach oder St. Gallen wählen. Schulpräsidentin Petra Gächter sagt, das sei beliebt, auch wenn Untereggen so nirgends Mitspracherecht habe.

In der Diskussion unter Steinachern halten sich Aufrufe zu weiterer Zusammenarbeit mit Arbon und Überprüfung «des vor Jahrzehnten bei anderen Gegebenheiten abgeschlossenen Vertrags» die Waage. Aus Sicht der kantonalen Departemente gebe es «keine Notwendigkeit, aus dem bewährten Vertrag mit Arbon auszusteigen», berichtet Jürg Raschle. Anders als Häggenschwil oder Untereggen kann Steinach nicht selber entscheiden wegen Zusammenarbeit über die Kantonsgrenze. Dafür sind die Kantone zuständig.

Nächster Schritt in einer Woche

Auf Nachfrage erklärt Gemeindepräsident Brändli: «Sekundarschulbehörde und Gemeinderat prüfen den Vorschlag der Kantone in diesen Tagen und treffen sich am 4. Dezember. Dann wird sich zeigen, ob sie den Schulgeldkompromiss annehmen. Zur Prüfung von Alternativen zu Arbon erwägt der Gemeinderat nun, in eigener Kompetenz eine Expertise in Auftrag zu geben, sofern eine solche bis Frühjahr 2016 möglich ist.»