Vom Einsturz und Aufbau

Heute vor fünf Jahren entging die Stadt nur knapp einer Katastrophe: Damals stürzte das Dach der GBS-Turnhalle im Riethüsli ein. Mittlerweile turnen im Tal der Demut wieder Schüler.

Drucken
24. Februar 2009: Morgens um sechs Uhr stürzte das Dach der Turnhalle im Tal der Demut ein. (Archivbilder: Michel Canonica)

24. Februar 2009: Morgens um sechs Uhr stürzte das Dach der Turnhalle im Tal der Demut ein. (Archivbilder: Michel Canonica)

Es war ein Ereignis, das über die Landesgrenzen hinaus Aufsehen erregte. Allerdings keines, auf das die Stadt stolz ist. Heute vor fünf Jahren entging St. Gallen nur knapp einer Katastrophe: Um sechs Uhr morgens stürzte das schneebedeckte Dach der GBS-Turnhalle im Riethüsli ein. Anderthalb Stunden später hätte für bis zu 80 Schülerinnen und Schüler der Turnunterricht begonnen. Und nur wenige Stunden zuvor, bis 22 Uhr, hatten Sportvereine in der im Jahr 2006 eröffneten Halle trainiert.

Das Dach auf dem Boden

Das Bild, das sich nach dem Einsturz im Tal der Demut den Feuerwehrmännern, Polizisten, Lehrern, Schülern, Quartierbewohnern und Medienschaffenden bot, war ein Bild der Zerstörung. Das komplette Dach, 50 Meter lang und 35 Meter breit, lag am Boden. Durch den Druck waren Bauteile weit weggeschleudert, war die Aussenwand mit den Fenstern weggedrückt worden. Auf den ersten Schock folgte die Erleichterung: Schnell war damals klar, dass niemand in der Halle war, als diese einstürzte.

Neun Monate nach dem Einsturz, im November 2009, wurde die Ursache des Unglücks bekannt. Die eingebauten Dachträger waren zu schwach gewesen. Danach vergingen zwei Jahre, bis die Staatsanwaltschaft mitteilte, dass das Strafverfahren gegen zwei am Bau beteiligte Personen eingestellt werde. Dies, weil das Baudepartement auf die Klärung der Schuldfrage verzichtet hatte, da der Kanton den schnellen Wiederaufbau der Halle einem langen Verfahren über die Schuldfrage vorzog. Zudem zahlte die Versicherung zweier möglicher Haftpflichtiger zehn Millionen Franken, womit dem Kanton Kosten von drei Millionen blieben.

Gut drei Jahre nach dem Unglück, im März 2012, wurde mit dem Wiederaufbau der Halle begonnen. Beim Spatenstich fuhren keine grossen Maschinen auf. Er wolle einen «Neustart in Demut», sagte der kantonale Bauchef Willi Haag damals vor den Medien in Anspielung auf den Namen des Tals.

Turnen in der Olma-Halle

Die Schülerinnen und Schüler des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums turnten während dieser Zeit in Provisorien: Etwa in einer Zivilschutzanlage, die zu Fitnessräumen umfunktioniert wurde. Auch in der Olma-Halle 1 fanden Turnstunden statt, dafür wurden dort drei improvisierte Turnhallen mit Dusch-Containern eingerichtet. Während der Olma wichen die GBS-Schüler zum Joggen in den Wald aus, in die Bowlinghalle, aufs Eisfeld. Chauffiert wurden sie mit Shuttlebussen, damit jeweils nicht zu viel Unterrichtszeit verloren ging. Auch die städtischen Sportvereine litten unter der Ruine im Tal der Demut und unter der Baustelle: Sie mussten sich ebenfalls alternative Trainingsorte suchen.

Neue Farbe im Innern

Im Sommer vergangenen Jahres wurden die Bauarbeiten schliesslich abgeschlossen, seit August wird in der Halle wieder Sport getrieben. Sie besteht teilweise aus der ursprünglichen Bausubstanz und gleicht der alten. Die Farbe im Innern ist allerdings neu: Waren Wände und Boden früher hellblau, sind sie heute grün. Eine bewusste Entscheidung des Kantons: Wer die Halle betritt, soll nicht mehr automatisch an den Einsturz erinnert werden. (mke)

3. Juli 2013: Die wiederaufgebaute Turnhalle kurz vor der Eröffnung von aussen und innen. (Bild: Michel Canonica)

3. Juli 2013: Die wiederaufgebaute Turnhalle kurz vor der Eröffnung von aussen und innen. (Bild: Michel Canonica)

Medieninformation/Führung durch neue Dreifachsporthalle Demuttal (Riethüsli) zum Abschluss des Wiederaufbaus. (Bild: Michel Canonica)

Medieninformation/Führung durch neue Dreifachsporthalle Demuttal (Riethüsli) zum Abschluss des Wiederaufbaus. (Bild: Michel Canonica)