Vasco Hebels grosses Hobby ist sein privates Seifenmuseum. Mittlerweile ist die Sammlung des Zwölfjährigen so gross, dass der Platz im Kinderzimmer ausgeht. Jüngst hat er eine rare Sammlung alter Kernseifen geschenkt bekommen.
Ein einziges Regal in der Zimmerecke verrät, dass Vasco Hebel ein gewöhnlicher Bub im Primarschulalter ist. Auf dem Regal stehen Bücher zum Thema Raumfahrt. Denn Vasco will Raumfahrer werden. Nach einem soliden Medizinstudium, versteht sich, falls das mit der Nasa nicht klappen sollte.
Vor allem aber ist Vasco in seinem Kinderzimmer eines: Museumsdirektor. Zwei Zimmer nimmt sein privates Seifenmuseum ein. Wohin man blickt, stapeln und reihen sich Seifen. Wer genauer hinsieht, entdeckt gar eine alte Beschussseife mit Einschusslöchern. Vascos Bett wirkt winzig unter den Setzkästen und Regalen voller Seifen. Selbst das Pult ist Teil des Museums: Hier unterhält Vasco seine Homepage, hier stellt er Taschen und Etuis aus, die er mit Seifen füllt. 2500 bis 3000 Stück Seifen beherbergt das Museum in der Wohnung der Familie an der Lettenstrasse mittlerweile.
Vasco, der vor vier Jahren mit dem Sammeln begonnen hat, weil er «Seifen einfach mag», nimmt den süssen Duft nicht mehr wahr. Seine Sammlung wächst unablässig. Vor zwei Monaten reiste er nach Thun, um seine Sammlung auf einen Schlag um 100 Stück zu erweitern. Dort erwartete ihn Therese Ramseier, die einst mit ihrem Mann Hans die Firma Held AG in eine prosperierende Zukunft führte. Nachdem sie 2012 in der Zeitung von Vascos Seifenmuseum gelesen hatte, wollte sie ihm die Sammlung ihres verstorbenen Mannes schenken. Denn diesem schwebte ähnliches vor. Gemeinsam mit Mark Laager, dem ehemaligen Geschäftsführer der 2012 eingestellten Seifenherstellerin Permatin, wollte er ein Museum für rare Seifen eröffnen. Weil er das vor seinem Tod nicht mehr schaffte, sieht die Witwe seine Sammlung von zumeist über 80jährigen Kernseifen bei Vasco in guten Händen.
Im St. Galler Seifenmuseum indes wird der Platz knapp. Seifen stapeln sich in Kisten oder auf dem Boden, weil die Regale voll sind. Das widerstrebt dem ordentlichen Vasco: «Man kann die Seifen gar nicht anschauen.» Der Zwölfjährige sucht nun dringend einen Raum für sein Museum. Diverse Anfragen hat er schon verschickt.
Und immer wieder bekommt er Päckli. Meistens sind es Hotelseifen, die ihm die Leute schenken. Aufmerksam wurden sie durch Vascos Presseauftritte. «Derzeit ist es ruhiger», sagt Vasco Hebel. Es kamen schon länger keine Presseleute oder Besucher mehr ins Museum. Jetzt hat der Fünftklässler Zeit, sich seinem neuen Hobby zu widmen. Er stellt selber Seifen her. Ein schöner Nebeneffekt der Produktion ist, dass er die Kreationen an Märkten verkaufen kann. «Ich verkaufe sie nicht teuer», versichert er. «Aber da der Materialwert gering ist, schaut ein Gewinn raus.» Diesen kann er brauchen, ist doch schon viel Sackgeld ins Museum geflossen.
Gut 300 Stück Seife hat Vasco schon hergestellt. Aufgereiht in Kisten reifen sie nun drei Monate lang. Es duftet nach Rosmarin, Lavendel und Schoggi. Bierseife, Seife aus Ziegenmilch und etliche weitere Kreationen will Vasco verkaufen. «Seife machen ist ganz einfach», sagt er, als er seinen Materialschrank öffnet. Darin türmen sich Fässer voll Lauge, Werkzeuge und verschiedene Ölsorten. Sein Blick wandert über die Flaschen. «Haselnussöl, Olivenöl, Palmöl, Sheabutter, Rizinusöl . . . Eigentlich geht alles.» Und dann zählt Vasco die Produktionsschritte im Fachjargon auf. In diesem Zimmer lebt wahrlich ein Experte.