Das katholische Kirchgemeindeparlament sagt Ja zu Jahresrechnung und Amtsbericht 2015. Es hat zudem am Mittwoch eine ständige Liegenschaftenkommission gewählt sowie die Auflösung der Reserve für eine palliative Einrichtung beschlossen.
Statt mit einer roten Null schliesst die Jahresrechnung 2015 der Katholischen Kirchgemeinde St. Gallen mit einem Überschuss von 324 000 Franken. Budgetiert war ein Defizit von 32 750 Franken. Im Ergebnis sind zusätzliche Abschreibungen von 202 000 Franken enthalten.
Zum besseren Abschluss trugen vor allem höhere Steuereinnahmen bei: Diese liegen zwar 181 000 Franken über dem Budget, aber 122 000 Franken unter dem Vorjahresergebnis, wie Norbert Ackermann, Vizepräsident des Kirchenverwaltungsrats, am Mittwoch erklärte. Trotz Zuwanderung von Katholiken in die Stadt St. Gallen sei kaum damit zu rechnen, dass dadurch die Austritte kompensiert würden.
Der Gesamtaufwand von 20,8 Millionen lag rund 0,5 Prozent oder 105 000 Franken über Budget. Dies wurde aber durch den um 2,2 Prozent höheren Gesamtertrag mehr als kompensiert. Der Mehraufwand betraf vor allem Abschreibungen und den Betriebsbeitrag an die Kathedrale.
Rückwirkend gelte «alles im grünen Bereich», sagte Ackermann. Bemerkenswert sei die Stabilität des Personalaufwands in den letzten vier Jahren. In Zukunft könnten allerdings zusätzliche Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Primatwechsel bei der Pensionskasse dazu kommen.
Im Betrieb der Kathedrale resultierte eine Budgetüberschreitung von 99 000 Franken. Zurzeit seien Verhandlungen mit dem Administrationsrat zum «magischen Viereck» im Gang, sagte Ackermann. Dies postuliere die Neuordnung der wechselseitigen Finanzbeziehungen zwischen Konfessionsteil und Kirchgemeinde in bezug auf Kathedrale, Flade, zentralörtliche Leistungen, Abschreibungen für Verwaltungsbauten, Beitragswesen und Finanzausgleich. Ziele seien die Entlastung der Kirchgemeinde und das Wegkommen vom Finanzausgleich.
Die bisherigen Verhandlungen zeigten: Es gehe tatsächlich «ums Bohren dicker Bretter», sagte Ackermann. Ein Lichtblick zeige sich indes: Wenn nicht alles täusche, könne der Kirchenverwaltungsrat dem Parlament im November eine die Kirchgemeinde entlastende Vereinbarung über die Aufteilung der Betriebskosten der Kathedrale unterbreiten. Möglicher Stolperstein: Die Vereinbarung bedarf der Genehmigung des katholischen Kantonsparlaments.
Das Eigenkapital der Katholischen Kirchgemeinde St. Gallen beträgt neu 4,5 Millionen. Das entspricht kaum sieben Steuerprozenten und liegt unter einem Viertel des Jahresaufwands von 20 Millionen. «Das Füllhorn des Mehrertrags können wir nicht frei verwenden», sagte Ackermann. Die Kirchgemeinde sei an gesetzliche Vorgaben gebunden.
Das Kirchgemeindeparlament genehmigte die laufende Rechnung und die Investitionsrechnung mit Nettoinvestitionen von 1,521 Millionen oppositionslos. Der Mehrertrag wird dem Eigenkapital zugewiesen. Die Vorlage untersteht dem fakultativen Referendum. Ebenso genehmigte es den übersichtlichen, knappen Amtsbericht: Er sei in seiner neuen Kurzform ansprechend, stellte Ratspräsidentin Petra Thumann fest.
Im Januar hatte das Kirchgemeindeparlament die Schaffung einer ständigen Liegenschaftenkommission beschlossen. Eine Arbeitsgruppe erarbeitete inzwischen Reglement und Wahlvorschlag. Das Parlament wählte jetzt Othmar Enz, Pius Gemperli, Meinrad Müller, Iris Schneider und Philipp Zünd in die Kommission.
Oppositionslos stimmte das Parlament der Auflösung der Reserve für eine Palliative Einrichtung zu. Die darin liegenden 108 242 Franken werden in die Reserve für Soziale Aufgaben umgebucht. Es gebe zurzeit kein konkretes Projekt, begründete Armin Bossart, Präsident des Kirchenverwaltungsrats.