Toleranz selber leben

Charlie Wenk ist im Toggenburger Dorf Jonschwil aufgewachsen. Dort erlebte er die Toleranz gegenüber Fremdem als eher klein. «Das ganze Dorf war katholisch. Bereits die Reformierten wurden fast als böse empfunden», erinnert er sich.

Drucken

Charlie Wenk ist im Toggenburger Dorf Jonschwil aufgewachsen. Dort erlebte er die Toleranz gegenüber Fremdem als eher klein. «Das ganze Dorf war katholisch. Bereits die Reformierten wurden fast als böse empfunden», erinnert er sich.

Von Ungarn bis Bosnien

Was Toleranz sei, habe er erst durch spätere Begegnungen zu spüren bekommen. 1956 floh die Schwester seines Onkels aus Ungarn: «Sie stand plötzlich bei uns im Wohnzimmer. Eine Verwandte, die kein Wort Deutsch sprach. Das hat mich damals sehr beeindruckt.» 1968 war Charlie Wenk an der Demonstration auf dem Klosterplatz dabei, als gegen den Einmarsch des Warschauer Paktes, der «Russen» wie es damals hiess, in die Tschechoslowakei protestiert wurde.

1994 stellten er und seine Schwester ihr Elternhaus der Gemeinde zu einem günstigen Mietzins zur Verfügung. Dies, damit darin eine Flüchtlingsfamilie aus Bosnien, wo ein Bürgerkrieg im Gang war, untergebracht werden konnte. «Sie lebte fünf Jahre dort, wir haben sie oft besucht, bis sie zurück nach Bosnien mussten.»

Einheimischen in Not helfen

Als ehemaliger Pfarreileiter in der Halden erlebt Charlie Wenk auch heute die Solidarität der Bevölkerung. Die Weihnachtsfeier des Solidaritätshauses für Schweizer und Flüchtlinge habe ihn sehr beeindruckt. «Aber es gibt auch Einheimische, die in Not sind. Für diese habe ich mich als Pfarreileiter oft eingesetzt.» In Zukunft möchte er sich noch mehr für sozial Benachteiligte engagieren. (mjb)