Die Stadt plant, aus der mittleren und nördlichen Altstadt eine Begegnungszone zu machen. Das Gewerbe nimmt es gelassen. Kritisiert wird der Zeitpunkt, denn die Marktplatzneugestaltung ist noch hängig.
Elisabeth Reisp
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Die mittlere und nördliche Altstadt soll eine Begegnungszone werden (siehe Ausgabe vom Samstag). Ab heute liegen die Verkehrsanordnungen öffentlich auf. Möglich, dass es dagegen Einsprachen gibt. Grundsätzlich aber nehmen die Gewerbetreibenden die Begegnungszone gelassen auf. Denn die geplante Aufhebung der Parkplätze in der nördlichen Altstadt war schon lange bekannt. Von Seiten des städtischen Gewerbes sei nicht mit Opposition zu rechnen, sagt Felix Keller, Geschäftsführer Gewerbe Stadt St. Gallen. Solange jedenfalls der Güterumschlag jederzeit und ungehindert gewährleistet sei. «Bauliche Massnahmen dürfen nicht einschränkend sein», sagt Keller.
«Für uns ändert sich nicht viel», sagt Uwe Albers, Präsident der Gassengesellschaft Altstadt Nordwest. Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Kilometer pro Stunde werde den Verkehr nicht weiter beruhigen, da auch jetzt selten jemand schneller durch die Gassen fahre. Zudem soll es weiterhin gelb markierte Umschlagplätze geben. Gegen die längst angekündigte Aufhebung der Parkplätze in der nördlichen Altstadt seien über zwei Dutzend Einsprachen eingegangen, sagt Albers. Mit Baubewilligung für das UG 25 seien aber bis auf drei Einsprachen alle zurückgezogen worden. «Natürlich gibt es ein paar Gewerbler, die nicht erfreut sind über die geplante Begegnungszone. Aber die Mehrheit nimmt diese gut auf», sagt Albers. Bis die letzten Einsprachen gegen die Parkplatzaufhebung in jenem Teil der Altstadt geklärt sind, werde sowieso nichts an der Situation verändert. Und schliesslich sei eine Begegnungszone «state of the art», dagegen anzugehen, sei sinnlos.
Kritischere Töne schlägt Rico Baettig aus der mittleren Altstadt an. Mit seinem Bruder führt er das Coiffeur- und Parfümgeschäft Baettig an der Multergasse. «Wir beruhigen die Innenstadt viel zu sehr», sagt Baettig. Bei der Einführung der Begegnungszone auf dem Gallusplatz habe es Auflagen gegeben, Begegnungspunkte und Attraktionen auf dem Platz zu gestalten, sagt Baettig. Jetzt finde dort aber kaum «Begegnung» statt. Doch das ist nicht das einzige, was den Gewerbler stört: «Die Pflästerungen in den Begegnungszonen sind total unpraktisch und nicht zeitgemäss.» Mehr noch: Für Geh- oder Sehbehinderte sei die Pflästerung eine Stolperfalle und überhaupt nicht geeignet.
Wirklich problematisch findet Baettig jedoch das Vorgehen des Stadtrates, zum jetzigen Zeitpunkt rund um den Marktplatz eine Begegnungszone zu planen. «Wir haben für die Umgestaltung des Platzes ein hängiges Projekt. Da stülpt man nicht einfach eine Zone über das Gebiet, ohne dass klar ist, was aus dem Marktplatz werden soll.» Und solange keine Gewissheit darüber herrsche, was mit dem Unionparkhaus passiert, sollte in diesem Gebiet der Verkehr nicht beruhigt werden.