Seit Jahren steigen drei Freunde aus der Umgebung jeden Mittwoch in den Bodensee und erkunden das kalte Nass. Trotz der unmenschlichen Temperaturen tauchen sie am liebsten im Winter.
18.30 Uhr, Treffpunkt Horn hinter dem Bahnhof, Sauerstoffflasche an der Füllstation auffüllen. Seit fünf Jahren geht hier für die drei Freunde Pascal Blöchliger, Stephan Müller und Hans Soller der wöchentliche Tauchgang im Bodensee los. Jeden Mittwoch, egal ob Schnee, Sturm oder Regen. «Wo geht’s heute hin?», fragt Soller. Vergangenen Mittwoch wählte man das Ufer hinter dem Würth-Haus in Rorschach als Einstiegsort. Nach einer kurzen Besprechung hat sich das Trio entschieden. Mittlerweile sind die Flaschen gefüllt mit Sauerstoff, Proviant für über eine Stunde unter Wasser. Auf geht’s zum Seerestaurant in Rorschach. «Vor 13 Jahren habe ich bei den Sunshine Divers in St. Gallen die Tauchprüfung gemacht», erklärt Soller während der Fahrt. «Zuerst waren wir eine riesige Gruppe, die wöchentlich auf Tauchgang ging.» Nach und nach sei die Gruppe aber kleiner geworden, nun sind sie noch zu dritt. «Die harten Hunde sind geblieben», sagt Soller und lacht. Nacheinander fahren sie auf dem Parkplatz des Seerestaurants ein. Er ist voll mit anderen Autos. Rund um die Fahrzeuge stehen Männer, einige in Unterhosen, einige bereits in Tauchmontur.
Alle haben das gleiche Ziel, den Grund des Bodensees. Besonders im Winter ist der Abstieg ins dunkle Nass bei den Tauchern beliebt. «Dann ist das Wasser klarer, weil es während der Wintermonate keine Algen gibt», erklärt Soller. Nun ziehen auch die drei Freunde ihre Trockentauchanzüge an. «Damit bleibt man meistens trocken», erklärt Soller. «Es kann aber auch vorkommen, wenn beim Anziehen beispielsweise eine Falte entsteht, dass man nass wird.» Dann würde man die kalte Jahreszeit am eigenen Leib erfahren. Grundsätzlich bleibt man im Anzug aber relativ warm. «Erst nach ungefähr 45 Minuten wird es langsam kalt im Anzug», sagt er. «Dann tauchen wir normalerweise aber wieder auf.» Mittlerweile sind die drei angezogen und bereit. Am Handgelenk tragen sie ein kleines Gerät, das sämtliche Daten während des Tauchgangs aufzeichnet. «Darauf sehen wir, wie lange wir schon unterwegs sind, wie viel Sauerstoff noch im Tank übrig ist oder wie tief wir uns gerade befinden», erklärt Soller. Die drei Freunde laufen los in Richtung Ufer. Vor dem Hüttchen des Segelhafens Rorschach befindet sich ein schmaler Einstieg. Die Taschenlampen werden eingeschaltet, dann nähern sich Soller, Blöchliger und Müller dem Wasser. Rein ins kalte Nass!
Nun sieht man nur noch drei Gestalten im Wasser und die dazugehörenden Scheine der Taschenlampe, die sich auf dem Wasser spiegeln. Die drei tauchen ab, die Lampen flackern geheimnisvoll unter der Wasseroberfläche. Je tiefer sie tauchen, desto schwächer wird das Flackern der Lampen, bis das dunkle Wasser die Lichtkegel vollständig verschluckt hat.
Alain Rutishauser