REGION. Derzeit erhellen zahlreiche Weihnachtsbeleuchtungen die Nacht. Immer öfter stammt das Licht von LED-Lampen. Die Gemeinden brauchen dafür trotzdem rund 15 000 Kilowattstunden Energie, gleich viel wie zwei Einfamilienhäuser im Jahr.
Weihnachten rückt näher. Es ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch und immer mehr das Fest der Lichter. Spätestens mit Beginn der Adventszeit zieren unzählige Lämpchen Häuser, Tannenbäume und Strassenlaternen. Je grösser das Lichtermeer, desto festlicher die Stimmung, scheint die Devise zu lauten. Doch in Zeiten von Klimawandel und Energiewende stellt sich die Frage, wie viel Energie uns der Lichterzauber eigentlich kostet.
Darüber bringt eine Umfrage bei den Gemeinden Klarheit. Die Stadt Rorschach führt als einziger Ort der Region eine eigene Energiestatistik für die Weihnachtsbeleuchtung, die 2012 vollständig erneuert wurde. Derzeit zieren 39 Sterne die Rorschacher Strassen, die meisten davon mit Doppelschweif. Total leuchten 3444 LED-Lämpchen mit je 1,2 Watt Leistung in die Nacht. Die Beleuchtung ist in der aktuellen Weihnachtszeit während 39 Nächten für total 500 Stunden in Betrieb. Das lässt einen Energieverbrauch von 2066 Kilowattstunden erwarten. Um diesen Wert einschätzen zu können, hilft ein Blick auf die Zahlen aus den Jahren davor.
Diese belegen die Auswirkung der Umstellung zur LED-Technik im Jahr 2012. So verbrauchten die alten Lampen 2011 noch 21 903 Kilowattstunden Energie – das ist etwa so viel, wie eine Familie in einem Einfamilienhaus mit fünf Zimmern, Elektroherd und -boiler sowie Waschmaschine und Tumbler über drei Jahre benötigt. 2012 wurden nur noch 6134 Kilowattstunden verzeichnet, im Vorjahr 4424. Das entspricht etwa dem jährlichen Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie in einer Vierzimmerwohnung. Man könnte mit dieser Energiemenge auch 3,8 Millionen Liter Wasser um ein Grad Celsius erwärmen, oder ein erwachsener Mensch könnte sich bei einem Grundbedarf von 2500 Kalorien täglich vier Jahre und zwei Monate ernähren.
In Rorschachs Nachbargemeinde Goldach finden sich die meisten Sterne an den Strassen. An 125 Laternen ist je ein leuchtendes Muster mit einem grossen und drei kleinen Sternen befestigt; auch hier leuchtet LED-Technik in die Nacht. Die so eingesparte Energie ist enorm. Laut Dietmar Hiltebrand, Leiter der Technischen Betriebe Goldach, hatte ein solches Muster früher eine Leistung von 450 Watt, heute sind es noch 22 Watt. Die Goldacher Sterne leuchten laut Hiltebrand rund neun Stunden pro Nacht und verbrauchen in dieser Zeit 24,8 Kilowattstunden Energie. Damit könnte das Wasser in einer Badewanne mit 220 Litern Volumen um 96 Grad erhitzt werden. Oder ein Erwachsener könnte sich gut sechs Tage ideal mit 2500 Kalorien täglich ernähren. Über ihre gesamte Betriebsdauer von 41 Tagen braucht die Goldacher Beleuchtung 1015 Kilowattstunden – nur rund 23 Prozent dessen, was ihr Rorschacher Pendant verbraucht. Diese Energiemenge entspricht etwa dem, was zu Hause Kühlschrank, Tiefkühler und Geschirrspüler in einem Jahr verbrauchen.
An diesen Wert kommt keine andere Weihnachtsbeleuchtung heran – mit Ausnahme der Gemeinden Untereggen und Steinach, die beide auf zusätzliche Lichtquellen an den Strassenlaternen verzichten. In Rorschacherberg erhellen 71 Sterne und vier Bäume die Nacht. Über die ganze Weihnachtszeit ist dafür laut Marcel Suhm von den Technischen Betrieben ein Energieverbrauch von 2220 Kilowattstunden zu erwarten. Das sind 1,9 Millionen Kalorien, die einen Erwachsenen zwei Jahre und einen Monat gut ernähren. Grund für den eher hohen Wert trotz geringer Beleuchtungsdichte ist, dass die Hälfte der Sterne noch nicht mit den energiesparenden LED-Lampen ausgestattet ist. Spätestens beim Defekt sollen sie ersetzt werden, so Suhm.
Ähnlich ist die Situation in Tübach, wo von 33 Sternen 18 aus je 50 herkömmlichen Lämpchen bestehen – die deutlich mehr Energie schlucken als die 15 neuen LED-Sterne. Genaue Werte sind aus Tübach jedoch nicht zu bekommen.
Das energetisch schwarze Schaf unter den Weihnachtsbeleuchtungen ist diejenige in Thal-Staad-Altenrhein, wo noch gar keine LED-Lämpchen montiert sind. In Thal sind derzeit 160 kleine und zwei grosse Sterne sowie ein Weihnachtsbaum beleuchtet. Die Leistung all dieser Lämpchen beträgt 19 450 Watt. Das Licht brennt zehn Stunden täglich, verbraucht also in einer Nacht bereits 194,5 Kilowattstunden – satte 19 Prozent des Gesamtverbrauchs in Goldach. Damit könnte sich ein Erwachsener 67 Tage gut ernähren – oder zwei Kaffeemaschinen hätten ein Jahr Energie. Über die 39 Tage Betriebszeit verbraucht die Thaler Beleuchtung 7586 Kilowattstunden – erwartungsgemäss deutlich mehr als die anderen Beleuchtungen der Region. Mit dieser Energiemenge käme eine Familie im erwähnten Einfamilienhaus mit fünf Zimmern ein Jahr lang aus. Ein Ersatz der Beleuchtung ist bis auf weiteres nicht geplant. «Die Sterne sind noch in gutem Zustand, müssen also nicht ersetzt werden – auch wenn das vom Energiestandpunkt her gesehen Sinn machen würde. Wenn ein Stern ausfällt, setzen wir LED-Lämpchen ein», sagt Michael Marti, Leiter der Technischen Betriebe.
Das ist im festlich beleuchteten Rheineck bereits geschehen. Dort sind jede Nacht 2344 LED-Glühbirnen an 84 Sternen sowie 2850 LED-Stränge in Bogenform im alten Städtli in Betrieb. Bis 2010 verbrauchten deutlich weniger herkömmliche Birnen in der ganzen Adventszeit 7717 Kilowattstunden Energie. Heute liegt das Total noch bei 1369 Kilowattstunden, Damit könnte man ein Jahr lang Waschmaschine und Tumbler sowie Kühlschrank und Tiefkühler betreiben – oder ein Erwachsener könnte 470 Tage lang gut essen.
Mit der Energie aus sämtlichen Beleuchtungen der Region könnte er dies sogar 14 Jahre. In der aktuellen Adventszeit kostet das hiesige Lichtermeer nämlich über 15 000 Kilowattstunden. Wahlweise könnten damit zwei Familien im Fünfzimmerhaus ihren Energiebedarf ein Jahr lang decken, oder der Inhalt von 586 Badewannen könnte von null auf 100 Grad erhitzt werden. Ob die Energie ins weihnachtliche Lichtermeer oder sonstwie besser investiert ist, sei dahingestellt.