Die neue Kantonsstrasse habe bereits eine spürbare Verkehrsentlastung bewirkt. Darum brauche es die «Spange Süd» nicht noch zusätzlich, begründet der Stadtrat den Verzicht auf die Realisierung. Die Roggwiler hätten es anders gewollt.
ARBON. Sie war als Verbindung des Arboner Ortsteils Stachen ab der St. Gallerstrasse über das Niederfeld und die Roggwiler Wiesen zum A1-Zubringer «Arbon Süd» geplant: Doch der Arboner Stadtrat erklärt jetzt die sogenannte «Spange Süd» zur Makulatur – ebenso wie einen Direktanschluss an den Zubringer in Stachen, der als Alternative im Spätsommer 2014 auf das Tapet kam und inzwischen auch geprüft worden war.
Vor sieben Jahren hatte es nochanders getönt: Der Bau der – inzwischen realisierten – neuen Kantonsstrasse (NLK) bedinge die Spange. Dies, um insbesondere die angestrebte Verkehrsentlastung auf der Landquartstrasse wirkungsvoll erreichen zu können.
Diese Aussage machte der Stadtrat, namentlich der damalige Stadtpräsident Martin Klöti, vor der Abstimmung über die NLK. An deren Kosten von 58 Millionen Franken steuerte die Stadt 13 Millionen bei. Stadt und Verkehrsplaner verknüpften beide Projekte – auch im Sinne der Anwohner der Landquartstrasse. Diese hatten sich damals zu einer IG zusammengeschlossen.
Doch nun verzichtet der Stadtrat auf die «Spange Süd» – und will sie zudem aus dem Richtplan kippen. Beschlossen hat er dies am 11.Januar. Er bringt gute Gründe für diesen Sinneswandel vor: «Wir müssen den Entscheid im Wandel der Zeit und in der Entwicklung sehen. Die Situation hat sich nämlich, mit den Erfahrungen, die wir seit der Inbetriebnahme der NLK gemacht haben, geändert», sagt Stadtpräsident Andreas Balg. Mit seinem Verzichts-Beschluss folgt der Stadtrat einer Empfehlung des mit einer Analyse des übergeordneten Verkehrsnetzes beauftragten Verkehrs- und Raumplaners Jürg Blattner. Die Überlegungen bezüglich Kosten und Nutzen sprächen klar gegen eine Realisierung der «Spange Süd», fasst Balg zusammen. Zumal sie im besten Fall einen «bescheidenen Beitrag» brächte, sich wohl aber «eher negativ» auf Arbon auswirkte: So würde die St. Gallerstrasse (+2500) und (in geringem Masse) die Sonnenhügelstrasse stärker belastet.
Der Stadtrat bringt nachvollziehbare Gründe vor, die ihn dazu bewogen haben, die «Spange Süd» zu versenken. Die neue Kantonsstrasse habe zu einer wesentlichen Verkehrsentlastung geführt: sowohl in der Altstadt wie auf der Landquartstrasse, über die bis 2013 praktisch der gesamte Verkehr vom und zum A1-Zubringer «Arbon Süd» rollte. Waren es vorher 10 000 Fahrzeuge pro Tag, so sind es noch 5915 auf der inzwischen umgestalteten, redimensionierten Landquartstrasse. «Und in der Altstadt sind wir ebenfalls klar im grünen Bereich», stellt Balg fest. Neue Verkehrsmessungen im Frühling dürften diesen Trend bestätigen. Das bestehende Strassennetz biete jedenfalls «ausreichend Kapazitätsreserven», so Jürg Blattners Fazit. «Die Analyse des externen Spezialisten hat deutlich gemacht, dass Arbon eigentlich kein Verkehrsproblem hat, das mit einer <Spange Süd> gelöst werden müsste», folgert Stadtrat Peter Gubser.