Stadtrat prüft Grünabfuhr

Der Stadtrat will abklären, ob eine Verwertung des städtischen Grünguts sinnvoll wäre. Potenzial dazu sieht er in Anlagen in der Region. Er untersucht aber auch eine Anlage in Winkeln.

David Gadze
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Gartenabfälle landen heute grösstenteils im Haushaltkehricht. (Bild: Luca Linder)

Gartenabfälle landen heute grösstenteils im Haushaltkehricht. (Bild: Luca Linder)

Heute landet ein Grossteil des städtischen Grünguts in den grünen Abfallsäcken. Das ist vielen Stadtbewohnern, aber auch Politikern ein Dorn im Auge. So unterzeichneten im September praktisch sämtliche Stadtparlamentarier ein Postulat von Andreas Hobi (Grüne) und zehn weiteren Ratsmitgliedern quer durch alle Parteien, welches den Stadtrat beauftragt, die Einführung der Grünabfuhr zu prüfen. Dieser beantragt nun, das Postulat für erheblich zu erklären.

Verschiedene Punkte klären

In der Botschaft ans Parlament schreibt der Stadtrat, es gelte zu untersuchen, «ob und wie der separate und erweiterte Sammeldienst für die Grüngutverwertung organisiert, aufgebaut und finanziert werden kann». Ausserdem müsse auch aus ökologischer Sicht die Verwertung durch bestehende oder neu konzipierte Vergärungsanlagen in unmittelbarer Nähe zur Stadt gewährleistet sein.

Zurzeit gibt es für die Entsorgung von Grünabfällen – nebst der energetischen Verwertung im Kehrichtheizkraftwerk – verschiedene Möglichkeiten. Recyclingfachmärkte am Stadtrand im Osten, Westen und Norden nehmen Grüngut entgegen, dazu erhalten private Haushalte und Quartiervereine fachliche und organisatorische Unterstützung bei der lokalen und dezentralen Verwertung biologischer Abfälle.

Freie Kapazitäten in der Region

Die Verwertung von separat gesammeltem Grüngut könne alternativ in Vergärungsanlagen erfolgen, schreibt der Stadtrat weiter. Dort könne «nebst dem energetischen auch der ökologische Kreislauf ganzheitlicher berücksichtigt werden». In unmittelbarer Nähe zur Stadt seien verschiedene Vergärungsanlagen in Betrieb oder geplant, welche für die Weiterverwendung des städtischen Grünguts geeignet wären. «Diese Anlagen verfügen nach derzeitigem Wissen über freie Kapazitäten, welche für das Grüngut-Potenzial der Stadt St. Gallen ausreichen.»

Die Stadt prüft zurzeit in einer Machbarkeitsstudie aber auch eine Biogas-Anlage auf Stadtboden (Tagblatt vom 7. Dezember). Die Initiative dazu ging vom Energienetz Gossau-St. Gallen-Gaiserwald (GSG) aus. Denn bei den Grossverteilern im Industriegebiet im Westen der Stadt fallen regelmässig viel Rüst- und Speiseabfälle an, die sich wiederverwerten liessen.

Keine isolierte Stadt-Lösung

Die Studie soll Aufschluss darüber geben, ob und unter welchen Bedingungen eine Sammlung von Grünabfällen sinnvoll und wie gross das energetische Potenzial durch deren Verwertung wäre. Es sei jedoch klar, dass es eine Lösung brauche, welche nicht die Stadt isoliert betrachtet, sondern auch die umliegenden Gemeinden einbezieht, betonte Marco Huwiler, Leiter Innovation und Geothermie bei den St. Galler Stadtwerken. Man wolle bestehende Anlagen nicht konkurrenzieren, sondern allenfalls ergänzen.

Stadtrat Fredy Brunner zweifelte denn auch daran, dass sich die Stadt an einer Biogasanlage finanziell beteiligen würde.