Stadt will Fahrenden Platz bieten

GOSSAU. Lange Zeit hat der Kanton das Projekt auf Eis gelegt. Jetzt wird es konkret: Der Kanton will am Gossauer Stadtrand einen Standplatz für Fahrende einrichten, das Baugesuch ist eingereicht. Der Gossauer Stadtrat unterstützt die Pläne.

Rafael Rohner
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Auf der Wiese an der Wehrstrasse bei der Liegenschaft des Cornelia-Versands (links) sollen bald Fahrende haltmachen können. (Archivbild: Hanspeter Schiess)

Auf der Wiese an der Wehrstrasse bei der Liegenschaft des Cornelia-Versands (links) sollen bald Fahrende haltmachen können. (Archivbild: Hanspeter Schiess)

Mitglieder des Quartiervereins Winkeln dürfte die Nachricht ärgern: Der Kanton hat gestern mitgeteilt, dass er in Gossau ein Baugesuch eingereicht hat. Er will im Industriegebiet zwischen Gossau und St. Gallen einen Durchgangsplatz für Schweizer Fahrende einrichten. Auf einer Wiese in der Nähe der Liegenschaft des Cornelia-Versands und der Arthur Blum AG soll eine minimale Infrastruktur entstehen, damit Fahrende 10 bis 15 Wohnwagen parkieren können.

Diese Pläne des Kantons sind nicht neu. Bereits 2007 war am selben Standort erstmals von einem Platz für Fahrende die Rede gewesen. Das Vorhaben stiess damals auf wenig Gegenliebe. Der Quartierverein Winkeln sammelte 170 Unterschriften gegen das Projekt. Und auch Anwohner und Betriebe äusserten sich kritisch. Der Widerstand war allerdings nicht der Grund, weshalb der Kanton bis vor kurzem auf ein Baugesuch verzichtet hat.

Geld reicht für zwei Standplätze

Ursprünglich wollte der Kanton insgesamt sechs Plätze für Fahrende einrichten. Die Kantonsregierung hatte dafür 2,85 Millionen Franken eingeplant. Weil die Gesamtkosten später aber auf über fünf Millionen Franken geschätzt wurden, stoppte der zuständige Regierungsrat das Projekt. Das Kantonsparlament musste über einen neuen Kredit entscheiden. Weil das Parlament diesen ablehnte, muss der Kanton nun mit den 2,85 Millionen Franken auskommen. «Dieser Betrag reicht vorerst nur für zwei Durchgangsplätze», sagt Ueli Strauss-Gallmann, Leiter im kantonalen Amt für Raumentwicklung und Geoinformation. «Wir haben uns für die Weiterführung jener Projekte entschieden, die am weitesten fortgeschritten waren.» Und das seien Thal und Gossau gewesen.

Parlament hat das letzte Wort

Gegen das Bauprojekt in Thal sind derzeit neun Einsprachen hängig. In Gossau liegen die Baupläne ab kommendem Dienstag für 30 Tage öffentlich auf. Damit der Durchgangsplatz realisiert werden kann, muss aber nicht nur das Baugesuch öffentlich aufgelegt werden. Denn für eine Umsetzung sind auch eine Umzonung und eine Änderung im Teilstrassenplan nötig. Gegen alle drei Punkte seien Einsprachen möglich, sagt Stadtpräsident Alex Brühwiler. Ist das Einspracheverfahren abgeschlossen, müsse zudem das Stadtparlament über die Umzonung des Gebiets entscheiden. Entscheide sich das Parlament für eine Umzonung, könne das fakultative Referendum ergriffen werden.

Stadtpräsident Alex Brühwiler wie auch Ueli Strauss-Gallmann rechnen mit Einsprachen gegen das Vorhaben. Beide betonen aber, dass das Grundstück für einen Durchgangsplatz geeignet sei. «Wir haben verschiedene Alternativen geprüft», sagt Brühwiler. Der Gossauer Stadtrat sei der Auffassung, dass es angebracht sei, hier nun einen Schritt weiterzukommen.

Für den Unterhalt der Anlage, die ausschliesslich für Schweizer Fahrende gedacht ist, wäre die Stadt Gossau zuständig. Die Benützung wäre laut Mitteilung des Kantons für die Fahrenden kostenpflichtig. Zudem müssten sie für die Dauer des Aufenthalts ein Depot hinterlegen. Genutzt würde der Platz während der Reisezeit von Frühling bis Herbst.

Bisher erfolglose Mühen

Die Fahrenden bemühen sich seit vielen Jahren erfolglos um genügend Durchgangsplätze in der ganzen Schweiz, heisst es in der Mitteilung weiter. Laut einem im Jahr 2010 veröffentlichten Gutachten sind schweizweit 82 Durchgangsplätze notwendig. Bis heute stünden aber nur deren 43 zur Verfügung.