Im Warteggpark stehen wieder Visiere. Diesmal geht es nur um ein kleines Gebäude, eher ein Kunstwerk – aber um eine grosse Idee: Von Jean Nouvels Werk für die Expo 2002 soll eine der Cabanes hier Raum für Kultur bieten.
RORSCHACHERBERG. Auf einem flachen Steg über Feuchtwiese zu einem Bau von 7,3 mal 5,3 Metern mit gewölbtem Dach: So zeigen Visiere das Projekt auf Wartegg an. Verwirklicht wird es, wenn die Gemeinde Rorschacherberg das Baugesuch bewilligt und Instanzen bis zur Eidgenössischen Denkmalpflege zustimmen. Der Verein Cabane H will hier eine der «Kapellen» vom Werk des weltbekannten Architekten Jean Nouvel für die Expo.02 – wie alle Teile in rostrotem Blech – originalgetreu wieder zusammenbauen. Als Ort der Stille soll sie auf Wartegg für Kunstausstellungen und weitere ruhige Kulturanlässe dienen.
Als Standort im Park kam der Verein auf jenen, den 2015 bereits das Theater Sinnflut für Kultur wählte: die Mulde südöstlich des Schlosses, womit dessen Infrastruktur mitbenützt werden kann. Sie liegt ruhig, wird gesäumt von Wegen und Baumgruppen. Der Eingang der Cabane kann zum Abendlicht gerichtet werden.
Treibende Kraft ist Landschaftsarchitektin Monika Pearson-Mächler aus Rehetobel. «An der Expo faszinierte mich Nouvels Werk», berichtet sie. Inzwischen sind der Monolith – der im Murtensee «schwamm» – zerlegt, die in der Uferzone auf Pfählen plazierten sieben Cabanes (bekannt als «Kapellen») mit einer Ausnahme verlegt und der an Land als Restaurant genutzte Pavillon eingelagert.
Monika Pearson erkundete das Projekt eines Vereins, den Pavillon in Form eines Festzeltes und eine Cabane am und im Greifensee, auf Gemeindegebiet von Uster, zu plazieren. Um den Pavillon wird seit Jahren gestritten, und die Cabane war im See nicht zulässig. Der Verein bot Monika Pearson an, die «Kapelle» unentgeltlich zu übernehmen – mit der Auflage, für öffentlichen Zugang zu sorgen. Sie besuchte alle jetzt als Kunsträume genutzten Nouvel-Cabanes in Muntelier, Biel, Magglingen, Bern-Bümpliz und Zollikerberg – und ist von dieser Nutzung «voll überzeugt». Mit Bauunternehmer Paul Preisig fand sie jemanden, der den Transport der zerlegten Cabane Nr. 7 ins Appenzeller Vorderland übernahm.
Kulturinteressierte aus der Region gründeten einen Verein für den Betrieb als Kulturraum. Doch geplante Standorte scheiterten, in Heiden an Einwänden von Nachbarn, in Wald auf einem Höhenzug rechtlich und im Dorf wegen Verzögerung der Zentrumsgestaltung. Der Verein erwog, am See – wie ursprünglich – zu suchen. Maria Schnellmann, die auch im Kulturverein Wartegg mitwirkt, schlug dann den Warteggpark vor. Das Eigentümerehepaar Mijnssen prüfte die Idee eingehend und stimmte zu – «begeistert», wie sich Monika Pearson freut. Vorabklärungen bei der Standortgemeinde Rorschacherberg und der nahen Nachbargemeinde Thal sowie Instanzen von der Denkmalpflege bis zum Forstamt stimmen die Initiantin zuversichtlich: «Solche Pavillons gab es seit jeher in englischen Parks wie auf Wartegg. Das Projekt entspricht den Regeln für diese Grünzone Schlosspark, und die Gemeinde reagierte sehr positiv.»
Etwa drei bis vier Monate werde die Prüfung durch alle Instanzen dauern. Der Verein arbeitet derweil weiter am Konzept für den Betrieb in Zusammenarbeit mit den Eigentümern von Park und Schloss, dem Kulturverein Wartegg und dem Förderverein für den Park, an seiner Vernetzung mit Kulturorganisationen in der weiteren Region und an Gesuchen für Beiträge – auch vom Kanton aus dem Lotteriefonds. Ebenso sieht er sich nach privaten Spenden um. Denn es entstehen einige Kosten für die Restaurierung der Cabane, den Baugrund, die Plazierung mit einem Helikopter sowie für Betrieb und Unterhalt.