Schottisch-chinesische Hilfe

Die Badmintonvereinigung St. Gallen-Appenzell steht nach vier Siegen aus vier Spielen an der Spitze der NLA. Ein Puzzlestück des Erfolgs ist Rita Yuan Gao. Das soll sie auch am Sonntag sein.

Andy Sager
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Rita Yuan Gao gewann alle ihre bisherigen fünf Spiele für St. Gallen-Appenzell. (Bild: Ralph Ribi)

Rita Yuan Gao gewann alle ihre bisherigen fünf Spiele für St. Gallen-Appenzell. (Bild: Ralph Ribi)

BADMINTON. «Es war eine Ehre diese Badminton-Schule besuchen zu dürfen. Auch wenn ich gar nicht wusste, was Badminton genau ist.» Rita Yuan Gao spielt Badminton, seit sie neun war. Die gebürtige Chinesin wurde als Kind für talentiert befunden und in die staatliche Tennis-Akademie aufgenommen. Da diese Schule aber zu weit entfernt war, hörte sie bald wieder auf. Daraufhin schickten sie ihre Eltern zum Badminton.

Die Ausbildung sollte sich bald lohnen. Ihre Badminton-Karriere führte die Sportlerin in den vergangenen 26 Jahren um die Welt. Anfangs spielte sie in China nur Badminton. Erst als sie 22 war, entschied sie sich, noch eine weitere Ausbildung zu machen. Die Studienwahl führte sie nach Schottland, wo sie Sportmanagement studierte. Während der Hochschulzeit wurde der schottische Trainer auf die Chinesin aufmerksam. Als er sie anfragte, ob sie wieder spielen wolle, sagte sie spontan zu. «Von da an dachte ich, ich bleibe in Schottland», sagt sie heute. Sie nahm die schottische Staatsbürgerschaft an und spielte während acht Jahren für ihr neues Heimatland. An den Commonwealth Spielen 2002 und 2006 holte Gao jeweils Bronze. Zwischenzeitlich war sie gar die Nummer eins in der europäischen Einzelwertung der Frauen.

Erster Kontakt im Frühling

Im vergangenen Frühling kam der Trainer des Schweizer Nationalteams auf Gao zu. Sie war zu diesem Zeitpunkt beim schottischen Verband engagiert und trainierte dort die Junioren. Er machte sie auf die freie Trainerstelle an der Sportschule Appenzellerland aufmerksam. «Ich wollte diese neue Herausforderung», sagt Gao zu ihren Beweggründen, «und ich fühlte, dass ich hier eine grosse Wertschätzung erfahre.» Im April war Gao erstmals in der Schweiz. Mittlerweile wohnt sie hier und ist an der Sportschule in Teufen tätig. Dort trainiert die gebürtige Chinesin junge Talente aus der Region. Nebenbei spielt sie mit der BV St. Gallen-Appenzell in der NLA.

Neben dem Platz fällt es ihr noch schwer, richtig Fuss zu fassen. Sie ist erst daran, Deutsch zu lernen. Freunde zu finden ist so schwierig. So fehlen ihr Partner für ihre Hobbies wie Tennis und Golf. «Sogar fürs Kino muss ich Deutsch können», sagt Gao. Umso mehr gibt sie sich dem Badminton hin. Bei St. Gallen-Appenzell bringt die 35-Jährige ihre Routine ein. Das kann sie aber nicht mehr in dem Ausmass, wie sie es einst gewohnt war: «Mein Geist ist 35 Jahre alt – mein Körper fühlt sich aber an wie 70.» Ihre beiden Fussgelenke und die rechte Schulter sind durch die jahrelange Belastung lädiert. Nun spielt sie nur, wenn sie helfen kann und muss. «Wenn das Team auch sonst gewinnt, lasse ich lieber den Jungen den Vortritt», so Gao. Dieser Standpunkt spiegelt auch die Einstellung der Spielertrainerin. Bei der Sportschule trainiert sie alle Juniorenabteilungen. Beim Club trainiert sie einmal pro Woche die Damen.

Die Olympiateilnahme fehlt

Ihr Ziel besteht darin, dass einer ihrer Zöglinge das erreicht, was sie verpasst hat: die Teilnahme an Olympischen Spielen. «Ich will nun meine Erfahrung weitergeben. Vielleicht schafft es dann einer, das nachzuholen», sagt die Schottin. Bei St. Gallen-Appenzell findet sich Gao inmitten eines jungen Teams mit hoher Qualität. «Wir haben sehr gute Chancen, die Meisterschaft zu gewinnen.» Die Ostschweizer sind auf gutem Weg. Sie gewannen alle bisherigen Partien und sind Tabellenführer. Am Sonntag um 14 Uhr steht das nächste Spiel an. La Chaux-de-Fonds gastiert im St. Galler Athletik Zentrum. Und Gao verspricht: «Wir werden gewinnen.»