ST.GALLEN. Die städtische Denkmalpflege widmet ihre Jahresausstellung der baulichen Geschichte St.Georgens. Im Rathaus erinnert sie derzeit an verschwundene Industriebauten, zeigt lebendige Wohnquartiere und erzählt von Badefreuden.
«Zwischen Freudenberg und Bernegg» heisst der Titel der Ausstellung, die am Dienstagabend in der Schalterhalle des Rathauses Vernissage hatte. Niklaus Ledergerber, Leiter der Stadtsanktgaller Denkmalpflege, machte unter der grossen Gästeschar viele Bewohnerinnen und Bewohner aus St. Georgen aus.
Aus dem Dorf sei längst ein Stadtquartier geworden, erklärte Stadträtin Patrizia Adam in ihren Begrüssungsworten. St. Georgen habe den Dorfcharakter aber über die Jahrzehnte erhalten können. «Hier wird nicht nur geschlafen, hier wird gelebt.» Der Wohnraum in St. Georgen sei gesucht. Und auch Dienstleistungsbetriebe, Gewerbe und Gastronomie hätten überlebt.
Die städtische Baudirektorin erinnerte daran, dass im Bach einst die drittgrössten Maschinenwerkstätten der Schweiz produziert haben. Viele der industriellen Bauten seien inzwischen verschwunden. Mancherorts im Quartier sei das Bild jedoch über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte beständig geblieben.
«In der Nähe der Kirche datieren einzelne Bauten zurück bis um 1430; auch die Häuser an der Hebel- und Gellertstrasse haben sich seit über hundert Jahren nur unwesentlich verändert, und in der Mülenenschlucht scheint die Zeit an einigen Ecken stillzustehen.» Die Denkmalpflege engagiere sich heute dafür, dass die identitätsstiftenden Bauten erhalten blieben.
Kathrin Eberhard stellte die acht Kapitel der Ausstellung vor. Die Architektin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Denkmalpflege ist in St. Georgen aufgewachsen. Sie ging in ihren Ausführungen auf die beiden Heiligen St. Georg und Wiborada ein, die einst das Dorf geprägt haben.
Wer an die Schokoladenfabrik Maestrani denke, wisse oft nicht, dass das Gebäude ursprünglich als Spinnerei gebaut worden sei. Erst 1886 ging die Fabrik in die Hände von Louis, Roberto und Saviano Maestrani über. Sie rühmten sich, «die einzige Chocolade nach sizilianischer Art, mit wenig Zucker und viel Cacao» zu produzieren. Vorher hatten sie ihre Produktionsstätten in der Multergasse 31 und 35 sowie im Espenmoos.
Auch Drei Weieren fehlt in der Ausstellung nicht. Zwar sei es fraglich, ob die Badeweiher zu St. Georgen oder nicht eher zum Stadtzentrum gezählt werden müssten, betonte Kathrin Eberhard. Doch könne sie sich eine Dokumentation über St. Georgen ganz einfach nicht ohne die Erwähnung der Dreilinden vorstellen. Angelegt wurden die Weiher, um gegen Feuersbrünste vorzusorgen. Bevor sie zur Badi wurden, dienten sie verschiedensten Nutzungen.
Neben Fotografien der städtischen Baudokumentation zeigt die Ausstellung Postkarten aus der grossen Sammlung von Peter Uhler, historische Abbildungen aus dem Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde und der Vadianischen Sammlung. Sie vermitteln einen Eindruck, wie sich St. Georgen gewandelt und entwickelt hat. Das katholische Pfarramt St. Georgen, das Historische und Völkerkundemuseum sowie die Maestrani AG stellten Exponate zur Verfügung. Unter anderem sind eine Fabrikuhr und eine alte Badehaube zu bestaunen.
Die Ausstellung im Rathaus ist bis am 23. Mai geöffnet, Montag bis Mittwoch von 8.30 bis 17 Uhr, am Donnerstag bis 18 Uhr, am Freitag bis 16.30 Uhr. Die Denkmalpflege bietet drei Führungen an, die rund eine halbe Stunde dauern: am 8. Mai, 17.30 Uhr, am 13. Mai, 12.30 Uhr, und am 23. Mai, 16 Uhr. Führungen für Schulen und Gruppen werden nach Vereinbarung unter Telefon 071 224 56 60 organisiert.