Saisonniers in der AFG Arena

Der FC Wil trägt infolge Umbaus seines Bergholzstadions die Heimspiele in der AFG Arena aus. Damit teilt der FC St. Gallen seine Anlage erstmals während einer Saison mit einem andern Verein. Am meisten gefordert ist der Rasenpfleger.

Fredi Kurth
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Einst Gäste, jetzt Stammgäste: Anhänger des FC Wil am 31. März dieses Jahres in der AFG Arena. (Bild: Urs Jaudas)

Einst Gäste, jetzt Stammgäste: Anhänger des FC Wil am 31. März dieses Jahres in der AFG Arena. (Bild: Urs Jaudas)

Fussballfreund Fredi Bruni, auch bekannt als ehemaliger Richter am Kreisgericht, hat für diese Saison Besonderes vor: Er besucht im Paul-Grüninger-Stadion die Spiele des SC Brühl und in der AFG Arena ab und zu jene des FC Wil. Denn der Challenge-League-Club erweitert in St. Gallen das Angebot an interessantem Fussball. Trotz des Abstiegs des SC Brühl und des Aufstiegs des FC St. Gallen ist somit weiterhin auch Fussball der zweithöchsten Liga zu sehen.

«Finanziell hohe Hürde»

Nun, Brunis Vorliebe werden wahrscheinlich nicht allzu viele Stadt-St. Galler teilen. Beim FC Wil ist man ohnehin erst einmal froh, wenn schon morgen Sonntag zur Heimspiel-Premiere um 16 Uhr gegen Wohlen möglichst viele eigene Fans die Mannschaft begleiten werden. «Finanziell müssen wir eine hohe Hürde meistern», sagt Daniela Grella, Leiterin Geschäftsstelle beim FC Wil.

Wie viel die FC St. Gallen Event AG an Stadionmiete verlangt, darüber schweigen sich beide Vereine aus. Allerdings seien die Betriebskosten höher als im Bergholz, heisst es beim FC Wil, der FC St. Gallen sei aber so weit als möglich entgegengekommen. «Es ist eine für alle Seite zufriedenstellende Lösung gefunden worden», sagt Andy Mestka, Leiter Events und Infrastruktur der Event AG.

Espen-Block bleibt leer

Vergangene Saison erschienen in der Regel etwas mehr als 1000 Zuschauer auf dem Bergholz. Entsprechend wird bloss die Seite der Arena-Haupttribüne, also die Sektoren A1 bis A6 unterhalb der Logen- und Presseplätze, geöffnet. Die Fans mit Fahnen und Schals sollen einen der Randsektoren im A-Block belegen. Der Espen-Block bleibt unangetastet. «Wir bieten ausschliesslich Sitzplätze an», sagt Daniela Grella. Allfällige Fans des Gegners erhalten im normalen Gästesektor Einlass.

Die Sponsoren und der Club 2000 des FC Wil können das Lokal des FCSG-Dienstagclubs benützen. Alle andern Besucher werden im dritten Obergeschoss verköstigt, mit dem Catering des FC Wil. Die Konsumation wird per Barzahlung entgolten und nicht mit der sonst obligatorischen Arena Card. Wil stellt auch weitgehend das eigene Personal, freiwillige Helfer an der Tageskasse und an den Eingängen. Geschlossen bleiben die Logen-Abteile.

36 Meisterschaftsspiele

Abzuwarten ist, wie sehr der Arena-Rasen strapaziert wird. «Platzwart Stefan Luthiger hat mit seinem Team ganz sicher alle Hände voll zu tun», sagt Andy Mestka. Zu den 18 Heimspielen des FC St. Gallen kommen nochmals 18 des FC Wil. Allerdings ist eine solche Doppelbelastung nicht neu: Im Letzigrund treten sowohl der FC Zürich als auch die Grasshoppers in Aktion, und hier wie dort wird vermieden, dass an einem Wochenende beide Mannschaften ein Heimspiel haben.

Sind aber in der AFG Arena weiterhin Länderspiele möglich? «Der Zeitplan ist sicher dichtgedrängt, aber es sind noch Kapazitäten vorhanden», sagt Mestka. Ausreichend ist das Garderoben-Angebot. Wil belegt die Kabine der U-21-Mannschaft des FC St. Gallen, die ihre Heimspiele wie bisher im Espenmoos austrägt. Die Spieler der Profimannschaft müssen also nicht ausziehen.

Der FC Wil durfte zudem diese Woche in der Arena trainieren. Weitere Trainings sollen im Laufe der Saison je nach Witterung möglich sein. Wils Anfragen, die Heimspiele in Winterthur oder im St. Galler Grüninger-Stadion auszutragen, waren von den beiden Stadtbehörden wegen ausgebuchter Anlagen negativ beantwortet worden.

Abo-Verkauf schleppend

Nicht allzu gross belasten dürften den FC Wil die Sicherheitskosten. Bei den zu erwartenden Einnahmen wäre der Challenge-League-Club sonst wohl überfordert. Der bisher zögerliche Abonnement-Verkauf von bisher rund 100 Dauerkarten (Preise zwischen 230 und 600 Franken, ungefähr wie im Bergholz, aber hoch gerechnet auf drei zusätzliche Heimspiele) muss nicht alarmierend sein. «Wir hoffen, dass nach dem Saisonstart immer mehr Leute kommen und erkennen, dass auch die AFG Arena ein lässiges Stadion ist», sagt Daniela Grella.

Vielleicht auch ahmen einige Fussball-Interessierte in St. Gallen Fredi Brunis Kombination nach. Wobei sich neben Brühl/Wil noch eine andere anböte . . .