Bald schon schmückt er alle Wohnzimmer, schön soll er sein und lange frisch bleiben - die Ansprüche an den «richtigen» Christbaum sind gross. Doch wie wird eine Tanne eigentlich zum Christbaum?
Franca Hess
Stolzer Besitzer des schönsten Christbaums im Jahr 2016 ist Sepp Germann aus Goldach. Mit seiner Nordmanntanne erreichte er den ersten Platz im Wettbewerb der IG Suisse Christbaum. Doch: «Wer denkt, dass man Christbäume einfach pflanzen und an Weihnachten dann fällen kann, liegt falsch», sagt Germann. Denn hinter der Christbaumproduktion steckt viel Arbeit übers ganze Jahr hindurch. Das fängt bei der richtigen Auswahl der Anbauflächen an und hört bei kosmetischen Korrekturen auf. Germann hat vor drei Jahren den Betrieb der Eltern übernommen. Auf insgesamt zehn Hektaren wachsen seine Christbäume in Goldach und Neukirch-Egnach, die er ab Hof verkauft.
Anbauen soll man die Tannen auf keinen Fall auf frostgefährdeten Flächen oder Flächen mit Staunässen: «Stehendes Wasser bekommt den Tannen überhaupt nicht.» Auch der PH-Wert muss stimmen, leicht sauer soll der Boden sein. Damit der Bestand gesichert ist, wird für jeden gefällten Baum ein neuer angepflanzt. Germann kauft dafür zwei- bis dreijährige Pflanzen, die er im April an die Stelle eines verkauften Christbaumes setzt. Dann bleibt nur zu hoffen, dass Petrus gnädig ist: «Hagel ist beim Austreiben der Frischpflanzen die absolut grösste Gefahr. Davor kann man sie nicht schützen.» Mit dem Anpflanzen fängt die Arbeit erst an, ein Christbaum will gehegt und gepflegt werden. Die Bäume werden regelmässig kontrolliert, auf Krankheiten und ästhetische Mängel. Es wird gedüngt, gemäht, gespritzt und wenn nötig gibt es den einen oder anderen Korrekturschnitt. Die Äste an den untersten 20 Zentimetern müssen weg: «Das kann Pilzbefall vorbeugen und später kommt dort der Ständer hin.» Ein Vogelstab verhindert, dass sich Vögel auf die Äste setzen und sie verletzen.
Sieben bis acht Jahre, so lange dauert es, bis ein stattlicher Christbaum von zwei Metern gewachsen ist. Es gibt aber Tannen, die gar zu schnell wachsen, woraus sich ein ästhetisches Problem ergibt: «Dann entstehen zu grosse Abstände zwischen den Astreihen.» Aber: «Man kann durch spezielle Zangen die Triebe so verletzen, dass ein zu schnelles Wachstum verhindert wird.» Unter all den Schönlingen gibt es auch weniger schöne, die nicht den Ansprüchen eines Christbaums entsprechen. «Sind die Äste und Nadeln schön, können sie als Dekomaterial genutzt werden, ansonsten werden die Bäume geschreddert.» Vom Trend, den Weihnachtsbaum im Topf zu kaufen oder zu mieten, hält Germann nicht viel. Denn ist der Baum 1,50 Meter gross, so sind seine Wurzeln auch 1,50 Meter lang. Er bezweifelt, dass unter diesen Umständen viele Bäume überleben. Germanns Tipps für einen frischen Baum im Wohnzimmer: «Einen Schweizer Baum kaufen und ihn nicht anspitzen, da der Baum das Wasser über die Rinde aufnimmt.»