«Nebenbei» zur Pressekonferenz eingeladen, Baupläne missverstanden: Das Ehepaar Müller von der Voliere-Gesellschaft fühlt sich von der Stadt übergangen. Diese weist die Vorwürfe zurück.
Wie die Stadt vergangene Woche in einer Pressekonferenz bekanntgab, will sie die Voliere sanieren und die Anlage auf ihre Ursprünge zurückführen (Ausgabe vom 23. September). Nicht nur diese Pläne, sondern auch die Art und Weise der Information sind dem Ehepaar Christian und Dara Müller, Präsident und Aktuarin der Voliere-Gesellschaft, ein Dorn im Auge.
«Wir sind überrascht über die Aussagen von Stadträtin Beéry und dem Leiter des Gartenbauamts Christoph Bücheler und schockiert darüber, dass niemand vom Vorstand der Voliere-Gesellschaft an der Pressekonferenz dabei sein konnte», sagt Christian Müller. Sie seien zwar einen Tag vorher über die geplante Pressekonferenz «nebenbei informiert», aber nicht dazu eingeladen worden. Auch treffe es nicht zu, dass die Voliere-Gesellschaft eine Erweiterung der Anlage gewünscht habe. «Das waren lediglich Vorschläge zur Umgestaltung des bestehenden Aussengeländes.» Das Projekt, das sie im Frühjahr ausgearbeitet hätten, habe in erster Linie die Erstellung einer Toilette für die Mitarbeiter und eines Abstellraums für Futtermittel und Rasenmäher vorgesehen. Dinge, die sie dringend benötigten.
Die einzelnen Details der Sanierung seien noch gar nicht besprochen worden, sagt Stadträtin Elisabeth Beéry. «Wir haben erst unser Grundkonzept vorgestellt.» Dieses sei den Vorstandsmitgliedern der Voliere-Gesellschaft vorgängig präsentiert worden. Genauso, wie sie das Ehepaar Müller über die bevorstehende Pressekonferenz informiert hätten. «Nicht nebenbei, sondern offiziell», weist Beéry die Vorwürfe zurück. Es habe aber wenig Sinn gemacht, das Ehepaar Müller in die Medienorientierung miteinzubeziehen, «zumal wir ihnen Zeit lassen wollten, damit sie ihren Vorstandsbeschluss ausarbeiten können». Die Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Müller sei weiterhin erwünscht. «Es ist uns ein Anliegen, dass wir uns finden», sagt auch Gartenbauamtleiter Christoph Bücheler.
Am Grundkonzept wolle die Stadt aber festhalten. Dieses sieht vor, die Voliere als Teil des Stadtparks auf das zurückzuführen, was sie ursprünglich gewesen sei: ein grosses Vogelgehege. Eine Tierhaltung in den Aussenanlagen ist laut Beéry nicht mehr vorgesehen. «Die Situation mit den Enten ist längerfristig nicht haltbar.» Der kleine Weiher wird von auswärtigen Wildenten überbelegt, weil sie dort durchgefüttert werden. Gleichzeitig müssten die Enten, welche der Voliere-Gesellschaft gehörten, mit Zäunen geschützt werden, da sie aufgrund ihrer kupierten Flügel nicht wegfliegen könnten. «Die Zäune wie auch die Erweiterung der Anlage wären gar nicht bewilligungsfähig», sagt Beéry. Es sei ihr aber klar, dass das Ehepaar Müller sich nicht leicht tue, sich von etwas zu trennen, für das sich die beiden mit so viel Herzblut einsetzten.
Trennen wollen sich die Müllers auf keinen Fall von den Enten – und somit auch nicht von den Schutzzäunen. «Wir überlegen uns nun, wie wir weiter vorgehen möchten. Für uns ist eine Voliere ohne Enten nicht denkbar», sagt Müller. Gerade die Enten seien der Grund, warum die Voliere so gut besucht werde. Was laut Beéry mit den zugeflogenen Wildenten auch in Zukunft der Fall wäre.
Enten hin oder her: Besucher der Voliere sollten laut Jonas Barandun, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Naturmuseums, auf eine zeitgemässe Art Themen vermittelt bekommen. Er stellt sich eine Art «Schaufenster» mit lebendigen Tieren vor. Ein weiterer Vorschlag, der laut Beéry geprüft werden könne. «Noch stehen wir am Anfang des Prozesses.» Die Gespräche würden fortgeführt, nächstes Jahr mit der Projektierung begonnen.