Neue Regelungen für Hochstämmer sorgen für Diskussionen. Der Bund fördert Hochstammobstbäume mit Beiträgen. Nun haben sich die Regeln geändert. In der weiteren Region Rorschach will man sich zuerst besser informieren.
REGION. Lohnt sich die Bewirtschaftung von Hochstammobstbäumen noch? Oder erst recht? Diese Frage müssen sich in diesen Tagen auch Obstbauern in Mörschwil oder Muolen stellen. Die Antwort hängt oft von Details ab. Seit Januar ist die neue Agrarpolitik 2014 bis 2017 in Kraft, über die bis fast zuletzt hart verhandelt wurde. Sie bringt zahlreiche Änderungen im System mit den Direktzahlungen.
Wellen schlugen vor allem die neuen Regelungen für die Hochstammobstbäume. So gibt es beispielsweise neu nur noch Beiträge für 120 Hochstämmer pro Hektare. Wer mehr gepflanzt hat, erhält dafür keine Zahlungen mehr. Der Unterschied fällt ins Gewicht: Vorher lag die Grenze bei 160 Bäumen. In einer ersten Version sollte es ursprünglich gar keine Gelder mehr geben, wenn mehr als 120 Hochstämmer pro Hektare bewirtschaftet werden. Im Kanton Thurgau wurden bereits Bäume gefällt. Doch dann verwarf das Bundesamt für Landwirtschaft die radikale Variante wieder.
Das Resultat ist nun, dass kaum jemand weiss, was alles in Kraft gesetzt wurde und wie sich dies in der Praxis auswirken wird. Das gilt auch für einen Hochstammexperten wie Guido Schildknecht aus Mörschwil, Präsident der Vereinigung Hochstammobstbau Schweiz. Für ihn sei sowieso klar: «Wer einen Baum nur wegen der Beiträge pflanzt, der soll ihn nicht pflanzen.» Weil die Unsicherheit gross sei, gebe es am 7. März in Gossau eine Veranstaltung, zu der ein Referent des Bundesamtes für Landwirtschaft eingeladen werde, weiss Schildknecht.
Wie sich zeigt, ist dies nicht der einzige Anlass, der zu diesem Thema geplant ist. Bisher seien zwar das Gesetz und die Verordnung bekannt, es fehlten aber noch die Weisungen, erklärt Richard Hollenstein von der Fachstelle Obstbau am Landwirtschaftlichen Zentrum in Flawil. Diese würden erst Anfang Februar publiziert. Am 10. Februar werde es dazu einen Informationsanlass geben. Hollenstein rät den Obstbauern, die neue Ausgangslage sorgfältig abzuklären. Bevor man Bäume fälle, solle man sich «genau einlesen und dann nochmals zwei Nächte darüber schlafen», sagt Hollenstein.
Die Landwirte müssen abwägen, ob sie vor allem ökologische Kriterien erfüllen oder auf Erträge setzen wollen. Je nachdem gibt es mehr oder weniger Beiträge vom Bund oder höhere oder tiefere Einnahmen aus dem Verkauf an die Mostereien. Und je nachdem braucht es mehr oder weniger Bäume pro Hektare. Solche Überlegungen macht sich auch Straussenfarmbesitzer Cornel Eberle, der in Mörschwil auch um die 1500 Hochstämmer bewirtschaftet. Er glaubt nicht, dass sich die Auswirkungen der neuen Agrarpolitik schnell zeigen werden. Hochstammobstbau sei ein träger Produktionszweig: Bis ein Baum Ertrag bringe, daure es zehn bis zwanzig Jahre. In seinem Betrieb ist die Baumdichte ein Thema: Er habe beispielsweise eine Parzelle mit 300 Bäumen, weil er vor rund 20 Jahren nicht auf Direktzahlungen, sondern auf Erträge gesetzt habe. Seither hätten sich die Bedingungen immer wieder geändert. Noch fehlen Eberle einige Informationen zur neuen Ausgangslage. Wichtig sei etwa, wie künftig der Vollzug funktioniere, erklärt er.
Wie sich die Agrarpolitik auswirkt, dürfte letztlich von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich sein. Auch Thomas Meili, Landwirt in Muolen, will sich zuerst noch genauer informieren. Er gehe aber davon aus, dass es für ihn «mehr oder weniger so weitergeht wie bisher». Grund: Die Diskussionen um die Beschränkung von 160 auf noch 120 Hochstämmer pro Hektare spielen für ihn keine Rolle. Er habe nirgends mehr als 100 Bäume pro Hektare.