Neue Hallen, aber kein Tennisboom

Eine Halle mit drei Indoor-Tennisplätzen im Osten der Stadt, eine unterirdische Halle mit deren vier in Rotmonten: Gleich zwei städtische Tennisvereine haben grössere Ausbaupläne auf ihren Anlagen.

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Feierabend-Spiel im Gründenmoos: Die Hallenplätze sind besonders an Abenden unter der Woche sehr beliebt – und meist ausgebucht. (Bild: Benjamin Manser)

Feierabend-Spiel im Gründenmoos: Die Hallenplätze sind besonders an Abenden unter der Woche sehr beliebt – und meist ausgebucht. (Bild: Benjamin Manser)

Eine Halle mit drei Indoor-Tennisplätzen im Osten der Stadt, eine unterirdische Halle mit deren vier in Rotmonten: Gleich zwei städtische Tennisvereine haben grössere Ausbaupläne auf ihren Anlagen. Ist der städtische Tennissport im Aufwind? Gibt's vielleicht so etwas wie einen Roger-Federer-Effekt? Ein Blick in die Tennishallen der Stadt und Region scheint dies zu bestätigen: Die Plätze seien sehr gut belegt, stossen oft an ihre Grenzen.

Ein Drittel weniger Lizenzierte

Eine Umfrage bei städtischen Tennisclubs ergibt ein anderes Bild. Mitgliederzahlen stagnieren – oder gehen gar zurück. Dies belegen auch die Zahlen des schweizerischen Tennisverbands Swiss-Tennis: Ein Höhepunkt an lizenzierten Spielern wurde in der Schweiz im Jahr 1989 erreicht. Damals spielten 167 010 Lizenzierte. Seit 2000 haben diese Zahlen rapide abgenommen, 2010 waren es noch 119 000.

Den Grund für den Rückgang versucht Heinz Bolli, Präsident des Tennisclubs St. Gallen, zu erklären: «Tennisclubs haben mit dem gleichen Effekt zu kämpfen wie andere Sportvereine.» Oft werde Sport lieber ohne Mitgliedschaft betrieben. Auch Bolli bestätigt einen Boom in den 1990er-Jahren. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Mitgliedschaften beim Tennisclub St. Gallen etwa gleich geblieben: bei rund 500 Mitgliedern.

Abend statt Wochenende

Dass oft nur schwer ein freier Tennisplatz in der Stadt zu finden ist, muss also andere Gründe haben. Heinz Bolli führt mehrere an. Einerseits würden immer mehr Tennisspieler lieber an Abenden als an Wochenenden ihrem Hobby frönen. Will heissen: Nach Feierabend sind die Hallenplätze überbelegt, an Wochenenden gibt's eher noch freie Plätze.

Weiter sei die Anzahl der Hallen in Stadt und Umgebung in den letzten zehn Jahren ganz einfach zurückgegangen. Die Universität zum Beispiel habe seit dem Umbau keinen eigenen Platz mehr. Im Industriegebiet Ost an der Martinsbruggstrasse und beim Top-CC im Westen seien ebenfalls Plätze verschwunden.

Zudem ist seit längerer Zeit fraglich, wie lange die sechs Indoor-Plätze in der Tennishalle in Wittenbach noch bestehen bleiben. Die Halle, in der auch Junioren von mehreren St. Galler Vereinen ihr Wintertraining absolvieren, wird wohl in den kommenden Jahren einer Überbauung weichen.

In der Stadt wird nur noch an vier Orten Indoor-Tennis gespielt: In einer Halle an der Gatterstrasse, nahe der Tennisanlage in Rotmonten, im Gebäude der Firma Ullmann an der Gaiserwaldstrasse, im Gründenmoos und im Schiltacker. Unter anderem darum seien die neuen Hallen (Texte unten) dringend nötig, sagt Bolli.

Dies bestätigt auch Marcel Thoma, Leiter des städtischen Sportamts. «Ein Verein muss ein attraktives Wintertraining bieten können, um Junioren und andere Mitglieder halten zu können», sagt er. Wer sich mühsam nach Hallenplätzen umsehen und dafür weite Anfahrtswege auf sich nehmen müsse, sei nicht einfach beim Verein zu halten. Darum unterstütze das städtische Sportamt die Hallenpläne von St. Galler Vereinen. Man prüfe derzeit zum Beispiel eine Anfrage des Tennisclubs St. Gallen, ob man das Hallenprojekt finanziell unterstützen wolle.

Beim Tennisclub St. Gallen wie auch beim Tennisclub Falkensteig sieht man die Sache ähnlich: Eine eigene Halle sei wichtig für die Vereinszukunft: Man wolle ein «Ganzjahresverein» werden. So könne der Zusammenhalt der Mitglieder gestärkt und zum Beispiel auch das Clubrestaurant ganzjährig betrieben werden. Und vielleicht könne so der Verein an Attraktivität gewinnen und wieder mehr Mitglieder ansprechen – vor allem auch Junioren.

Junioren fiebern Federer nach

Dass der Nachwuchs den Tennisclubs wieder eine rosigere Zukunft beschert, ist auf jeden Fall nicht ausgeschlossen. Ein Blick auf die Juniorenzahlen zeigt ein anderes Bild als bei den erwachsenen lizenzierten Mitgliedern. Schweizweit ist die Anzahl der lizenzierten Junioren mit rund 50 000 um einiges höher als noch im Jahr 2000. Damals waren es nur gut 45 000.

Hier sei doch so etwas wie ein Roger-Federer-Effekt zu spüren, heisst es bei Swiss-Tennis. Im Gründenmoos, wo die Halle im vergangenen Jahr für gut eine Million Franken saniert worden ist, bestätigt man dies. Motiviert vom grossen Vorbild würden deutlich mehr Kinder als auch schon Tenniskurse belegen. Ralf Streule