Neue Chance fürs Klubhaus: Bevölkerung diskutiert Ausgabe vom 16. Januar 2015
Das Spanische Klubhaus ist beim besten Willen kein kulinarisches Highlight der Stadt St. Gallen. Es ist heute auch nicht unbedingt ein architektonisches Meisterwerk. Aber es ist ein urbaner Ort in einem vernachlässigten Quartier, das zu einem reinen Spekulationsobjekt zu verkommen droht.
In der aktuellen Abstimmungsdebatte rund um den Marktplatz geht das brachliegende Gelände hinter den Gleisen unter. Niemand ausser einer Gruppe mit dem Namen «Tisch hinter den Gleisen» scheint sich dessen so richtig bewusst zu sein. Eine kleine, zusammengewürfelte Gruppe mit Personen aus allen Schichten will sich einem Abbruch des Klubhauses auf Vorrat entgegenstellen. Sie diskutiert und sammelt Ideen, wie sich die Stadt zum Rosenberg hin entwickeln könnte. Leider findet das Engagement in den Medien nur sehr beschränkt Beachtung.
Aber auch die Informationspolitik der Stadt St. Gallen lässt zu wünschen übrig. Oder weiss die Leserin oder der Leser, was unsere Bauverwaltung geplant hat, nachdem sie ihr Vorkaufsrecht für die Liegenschaften hinter dem Hauptbahnhof nicht eingefordert hat?
Wir laufen in unserer Stadt in baulich bewegte Zeiten. Der Bahnhofplatz wird neu gestaltet, über den Marktplatz wird am 8. März abgestimmt, die Universität soll einen neuen Campus am Platztor bekommen, am Bahnhof St. Fiden weiss niemand so recht, was läuft. Vom Autobahn-Kreisel im Areal des alten Güterbahnhofs will ich noch gar nicht sprechen.
Unsere Baudirektion und auch die lokalen Medien sind gefordert. Die Stadt entwickelt sich, aber niemand scheint wirklich gewillt zu sein, die Einwohner zu informieren, geschweige denn zu beteiligen. Stadtplanung scheint ein gut gehütetes Geheimnis einiger weniger Privilegierter zu sein.
Da verwundert es dann auch nicht wirklich, wenn einmal ein Volksentscheid eigenmächtig vom Stadtrat nach seinem Gutdünken korrigiert wird. Der Lämmler-Brunnen bleibt und erinnert uns tagtäglich daran, wie erfolgreich die Textilstadt einst war. Die nächsten Generationen werden wohl weiterhin auf diesen Teil der Stadtgeschichte zurückgreifen müssen. Denn neue Entwicklungsschritte sind nicht einmal im Ansatz erkennbar.
Marcel Baur
Zilstrasse 70a, 9016 St. Gallen