Nachwuchs macht sich rarer

Gemeinnützige Vereine haben oft Probleme, neue Mitglieder zu finden. Im Gegensatz zu früher ist der Gedanke an ein Vereinsleben häufig nicht mehr attraktiv genug. Es gibt aber auch Vereine in der Region, die diese Sorgen nicht teilen.

Perrine Woodtli
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Davon könnte der Verein mehr gebrauchen: Freiwillige Helfer während einer typischen Samariterübung. (Archivbild)

Davon könnte der Verein mehr gebrauchen: Freiwillige Helfer während einer typischen Samariterübung. (Archivbild)

REGION. Es ist kein Geheimnis, dass Vereine, vor allem solche mit gemeinnützigem Hintergrund, vielfach Nachwuchsprobleme haben. Wo stecken die aktiven Menschen, die sich gerne für etwas einsetzen? Wird zu wenig attraktive Werbung gemacht, um potenzielle Nachfolger für sich zu begeistern? Oder liegt es an mangelnder Motivation? Fakt ist, dass oft die Jungen in der Unterzahl bleiben. Wie eine Umfrage bei Vereinen in der Region zeigt, gestaltet sich der Kampf um Vereinsmitglieder immer schwieriger. Aber nicht nur der Nachwuchs macht einigen zu schaffen.

«Es bläst ein harter Wind»

Der Samariterverein Goldach kennt diese Sorgen und kämpft um Nachwuchs. Die Menschen wollen heutzutage keine Verpflichtungen mehr eingehen und lieber ungebunden leben, so eine Mitarbeiterin des Vereins. Ebenso könne die Verantwortung, die ein Verein mit sich bringe, für viele abschreckend wirken. Ausserdem existiere mittlerweile ein so grosses Angebot an Vereinen, dass man sich überhaupt nicht mehr entscheiden könne. Die Mitarbeiterin zeigt sich zuversichtlich, aber auch realistisch: «Im Moment geht es uns noch gut. Mir ist jedoch klar, dass ein harter Wind bläst.»

Dies gilt auch für den Tierschutzverein für Tiere in Not. Der Goldacher Verein hat ebenfalls Probleme, neue freiwillige Helfer zu finden. Laut Präsidentin Jasmin Sturzenegger seien es oft erklärbare Gründe. «Um als Helfer arbeiten zu können, muss man 24 Stunden einsatzbereit sein. Das scheint für die Leute mit zu viel Aufwand verbunden zu sein. Vielen ist es das nicht mehr wert.» Mit Mund-zu-Mund-Propaganda wolle man Helfer auftreiben, was gut funktioniere.

Anders als seinem «Nachbarn» aus Goldach geht es dem Samariterverein Rorschach. Vereinspräsident Klaus Engler ist es bewusst, dass im Gegensatz zu früher sicherlich weniger Interesse gezeigt wird. «Meiner Meinung nach sind die Zahlen schon geringer geworden. Ich kann mir vorstellen, dass irgendwann die einzelnen Vereine aus dem gleichen Bereich einfach zusammengelegt werden. Dank Werbung, Präsenz an Festen, Anlässen und vor allem Empfehlungen kommt unser Verein jedoch an neue Leute.»

Bekanntenkreis erweitern

Anderer Verein, andere Probleme: Brigitta Sturzenegger, Vermittlerin des Entlastungsdienstes für Behinderte und deren Angehörige, fehlt es an etwas anderem. «Unser Problem ist, dass wir zu wenig bekannt sind. Die Leute kennen uns nicht und wissen dementsprechend nicht, dass sie Hilfe erwarten können.» Sie hätten schon mehrmals Flyers verteilt und es Ärzten weitergeleitet, jedoch geriete dies schnell wieder ins Vergessen. Anders als andere Vereine, sucht der Entlastungsdienst eher erfahrene Menschen. «Wir haben sehr qualifizierte Mitarbeiter und müssen uns eigentlich keine grosse Sorgen machen, aber auch wir müssen immer ein wenig kämpfen. Wir dürfen nie nachlassen. Unser Hauptziel besteht darin, den Bekanntenkreis zu erweitern und die Familien zu informieren», so Sturzenegger.

Nähe zur Region ist wichtig

Anders sieht es Oliver Bucher von der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft: «Klar denkt man, dass ein wenig mehr Interesse nicht schaden würde. Jedoch haben wir eigentlich keine Probleme wegen Mitgliedern.» Und das obwohl der Verein keine gezielte Werbung macht. In den vergangenen Jahren sei Bucher mit dem Neuzugang immer zufrieden gewesen. «Oft nehmen Mitglieder einen Kollegen mit, oder jemand hat Interesse, weil eine Person, die dabei ist, davon erzählt hat. Oder es kommt zum Beispiel auch mal vor, dass ein neuer Helfer sich meldet, dessen Vater schon bei uns war», so Bucher.

Was könnte der Grund sein, weshalb dieser Verein keine Nachwuchsprobleme hat, so wie seine «Kollegen»? «Wir sind insgesamt 25 Leute. Andere brauchen vielleicht viel mehr. Dann wird es natürlich schwieriger. Ein anderer Grund ist möglicherweise auch, dass wir mit dem See zu tun haben, und die Menschen von hier oft damit verbunden sind», sagt Bucher.

Mangel wegen fehlender Zeit

Woran liegt es nun, dass einige Vereine regelrecht um den Nachwuchs kämpfen und andere diese Sorgen nicht teilen? Es scheint wichtig zu sein, immer im Gespräch zu bleiben. Präsenz unter den Leuten wird geschätzt. Ein Grund für den Mangel könnte sein, dass die Arbeit nicht entlohnt wird. Es scheint auch an dem oft hektischen Alltag zu liegen. Die Menschen sind beschäftigt mit der Arbeit und anderen Aktivitäten. Die Zeit fehlt schlicht und einfach. Dies bestätigt Sturzenegger vom Tierschutzverein: «Viele Menschen, vor allem junge, haben einen fixen Arbeitsplan und sind ausgelastet. Für ehrenamtliche Taten ist da nur wenig Platz.»