Nachgefragt

Besucher waren «platt» Das Historische und Völkerkundemuseum stellt in der Sonderausstellung «Ceramica popolare» antike Keramiken aus Süditalien aus. Darüber hinaus werden Materialien gezeigt, die das uralte Handwerk des Töpferns zusehends verdrängt haben.

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Isabella Studer-Geisser Kuratorin (Bild: Quelle)

Isabella Studer-Geisser Kuratorin (Bild: Quelle)

Besucher waren «platt»

Das Historische und Völkerkundemuseum stellt in der Sonderausstellung «Ceramica popolare» antike Keramiken aus Süditalien aus. Darüber hinaus werden Materialien gezeigt, die das uralte Handwerk des Töpferns zusehends verdrängt haben. Kuratorin Isabella Studer-Geisser ist über den Erfolg der Ausstellung selber «sehr überrascht». Deshalb wird sie bis zum 5. Juni verlängert.

Sie haben nicht mit einem so grossen Ansturm auf die Sonderausstellung gerechnet?

Tatsächlich sind wir völlig überrascht worden. Seit die Sonderausstellung im März letzten Jahres eröffnet worden ist, sind fast 14 000 Besucher ins Museum geströmt. Im Vergleich zu anderen Ausstellungen ist das eine ziemlich hohe Zahl. Wir verfügen nicht über die Mittel, unsere Ausstellungen überregional bekanntzumachen. Umso erstaunlicher ist es, dass sogar Zürcher und Basler zu uns gekommen sind. Deshalb lassen wir «Ceramica popolare» bis Juni weiterlaufen. Ursprünglich war die Finissage auf Anfang Januar geplant.

Wieso ist das Interesse an den antiken Keramiken so gross?

Die Keramiken hatten in der Vergangenheit alle eine bestimmte Funktion, zum Beispiel im Alltag der Griechen oder Römer. Über die Jahrtausende haben sich die Formen der Keramikgegenstände kaum verändert. Krüge, Schalen oder Siebe blieben in ihrer Form bis zum Zweiten Weltkrieg fast unverändert. Die meisten Besucherinnen und Besucher, mit denen ich gesprochen habe, waren «platt». Sie konnten sich kaum vorstellen, wie Formen und Muster so lange überdauern konnten. Aber die Form der Gegenstände geht ganz einfach aus der Funktion hervor.

Ist es mit der Sonderausstellung gelungen, dem Publikum das alte Handwerk, das Töpfern, näherzubringen?

Ja, denn Keramik, also vor allem Ton, ist nicht nur ein praktisches, sondern auch ein sehr sinnliches Material. Die Besucher konnten sich davon überzeugen und an einigen Tagen dem Töpfer Robert Wenk über die Schulter schauen. Ich musste sogar bei vielen Gegenständen zusätzliche Schildchen «Bitte nicht berühren» hinstellen. Die Gebrauchsgegenstände aus Ton haben die Besucher richtiggehend zum Anfassen animiert. (bil)

Morgen Sonntag, 11 Uhr, führt Kuratorin Isabella Studer-Geisser im Historischen und Völkerkundemuseum letztmals durch die Ausstellung «Ceramica popolare».