Im alten Spritzenhäuschen lagert die Spenglerei Bissegger & Federer seit 34 Jahren Geräte. Nun wird die Firma liquidiert, und die Gemeinde sucht einen neuen Mieter.
Adrian Lemmenmeier
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Es ist ein schmucker kleiner Riegelbau aus dem frühen 20. Jahrhundert: das Mörschwiler Spritzenhäuschen an der St.-Galler-Strasse 21. Die Gemeinde sucht einen neuen Mieter für das ehemalige Feuerwehrdepot, wie sie im aktuellen Mitteilungsblatt schreibt. Interessenten können sich bis 1. März beim Gemeinderat für die Liegenschaft bewerben. Der Mietzins beträgt 700 Franken pro Monat, ohne Nebenkosten. Vermietet wird das Spritzenhäuschen ab 1. Mai.
Bis anhin war die Firma Bissegger & Federer im Spritzenhaus eingemietet. Hier lagerte das Sanitär- und Spenglergeschäft 34 Jahre lang Material. Damit ist Schluss: «Wir werden die Firma liquidieren», sagt Heidi Bissegger von der Bissegger & Federer AG. Denn man habe keinen Nachfolger für den Betrieb gefunden. «Somit ergibt es keinen Sinn, das Spritzenhaus weiter zu mieten.»
Im Innern des Spritzenhauses erinnert noch einiges an die Zeit, als hier Löschwagen und Pumpen standen. «Die alte Feuerwehrtreppe ist immer noch vorhanden», sagt Heidi Bissegger. Im Türmchen waren einst die Schläuche aufgehängt. Das Häuschen bietet aber wenig Komfort. Denn es ist weder beheizt noch isoliert. «Wir haben jeweils Gasöfen aufgestellt», sagt Heidi Bissegger. Dennoch: Einen ganzen Tag könne man in diesem Gebäude im Winter nicht arbeiten.
Die Gemeinde schreibt das denkmalgeschützte Spritzenhäuschen denn auch als Magazin aus. Bauliche Massnahmen seien keine vorgesehen. «Das Spritzenhaus ordentlich zu beheizen, ist schwierig», sagt Gemeindepräsident Paul Bühler. «Würde man es isolieren, müsste man aufpassen, dass die Holzfassade keinen Schaden nehmen würde.» Deshalb habe der Gemeinderat von einer Sanierung abgesehen. Das Spritzenhäuschen befindet sich in der Wohnzone W 2. Welche Nutzungen abgesehen von einem Materiallager möglich wären, will Bühler zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. «Jetzt schauen wir mal, welche Vorschläge wir erhalten. Dann wird sich zeigen, was möglich ist.»
Auch in der Vergangenheit sei die Gemeinde immer wieder von Leuten angefragt worden, die das Spritzenhäuschen nutzen wollten. «Wir mussten stets darauf verweisen, dass das Haus bereits vermietet ist», sagt Bühler.
Einer, der die Geschichte des Spritzenhäuschens besonders gut kennt, ist der ehemalige Gemeindeammann Franz Würth. Im Jahr 1907 sei der Entscheid gefallen, an dieser Stelle ein Spritzenhaus zu bauen. «Der Boden konnte zu 35 Rappen pro Quadratmeter erworben werden», zitiert Würth aus seinen Akten. «Daraufhin wurde ein Riegelbau erstellt.» 1979 habe das Spritzenhäuschen seine Funktion als Feuerwehrhaus verloren, weil ein neues Depot gebaut worden sei.
«Der Gemeinderat war sich damals einig, dass das Spritzenhaus erhalten bleiben muss», sagt Würth. Kurz darauf habe sich dann die Firma Bissegger & Federer eingemietet. In dieses «schöne Hüsli», welches das Mörschwiler Dorfbild bis heute präge.
Besichtigung des Spritzenhäuschens für Interessierte am 15. Februar, 13.30 bis 14.30 Uhr. Bewerbungsformulare vor Ort.