Die Stadt nimmt einen weiteren Anlauf, um Marktplatz, Bohl und Blumenmarkt neu zu gestalten. Ein Ideenwettbewerb ist geplant. An einer öffentlichen Veranstaltung informierten die Verantwortlichen und stellten sich kritischen Fragen.
Roger Berhalter
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Der Andrang ist gross. Mehr als 100 Interessierte sind ins Kirchgemeindehaus St. Mangen gekommen, um zu hören, wie sich die Stadt das mit dem Marktplatz nun vorstellt. Quartiervereine, Marktfahrer, Hauseigentümer, Gewerbler und Parteien: Sie alle konnten sich im partizipativen Verfahren der vergangenen Monate schon ausführlich dazu äussern, wie sie sich Marktplatz, Bohl und Blumenmarkt in Zukunft wünschen. Auf diesen Wünschen basierend macht der Stadtrat nun den nächsten Schritt. Er lanciert einen Ideenwettbewerb, der zu einer neuen Vision für den zentralen Platz führen soll (gestrige Ausgabe). Am Donnerstag sind diese Pläne bekannt geworden. Am Vormittag informierten Baudirektorin Maria Pappa und Stadtplaner Florian Kessler die Medien, am Abend waren alle Interessierten zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung eingeladen.
Maria Pappa fasst zunächst die wichtigsten Informationen zum Neugestaltungsprojekt zusammen. Sie vergleicht den Marktplatz mehrfach mit einer Stube: So wie zu Hause das eigene Wohnzimmer, so soll auch der Marktplatz «schön» sein. Und so wie man zu Hause vor einem Fest die Stühle wegräume, so soll auch der Marktplatz in Zukunft eine flexibel nutzbare Freifläche bieten. Unter anderem deshalb ist eine grosse Markthalle kein Thema mehr, auch der ständige Markt soll künftig ohne fixe Installationen auskommen.
Anschliessend beantworten Maria Pappa und Florian Kessler Fragen aus dem Publikum. Diese haben die Anwesenden in einer kurzen Diskussionsrunde auf Flipcharts notiert. Mehrere Fragen betreffen den Verkehr und die Parkplätze. «Wann wird das neue Verkehrsregime umgesetzt und der Autoverkehr vom Marktplatz verschwinden?», heisst es auf dem Papier. Maria Pappa betont, dass dies nicht vom Neugestaltungsprojekt abhängig sei. «Der Entscheid gegen den motorisierten Individualverkehr ist gefallen.» Allerdings seien noch Einsprachen hängig, man warte nun auf einen Entscheid des kantonalen Verwaltungsgerichts. «Wir werden im Januar einmal nachhaken», sagt Pappa. Eine weitere Frage dreht sich um die Zufahrt von Privaten auf dem öffentlichen Platz. Pappa versichert: «Die Zulieferung bleibt weiterhin möglich.»
Auch der öffentliche Verkehr am Bohl beschäftigt die Anwesenden. Eine Frage lautet, ob man Busse, Postautos und die Appenzeller Bahnen vielleicht unterirdisch verlegen könnte. «Da bin ich sehr skeptisch», sagt Florian Kessler, Leiter des Stadtplanungsamtes. Er gibt zu bedenken, dass das erstens sehr teuer wäre. Zweitens würden die dazu nötigen Rampen «mehrere Einschnitte ins Stadtbild produzieren». Zur Frage, wie der öffentliche Verkehr in Zukunft über den Platz geführt wird und wo sich die Haltestellen befinden werden, hat die Stadt eine Studie in Auftrag gegeben. «Sie wird verbindlich klären, wo Haltestellen möglich sind», sagt Kessler. Insgesamt drei Verkehrsplanungsbüros seien beteiligt, davon zwei lokale. Auch der Kanton sei involviert, da auch Kantonsstrassen von der Neugestaltung betroffen seien.
Mehrere, zum Teil sehr detaillierte Fragen drehen sich um die Bedürfnisse der Marktfahrer. So konkret seien die Pläne noch nicht, antwortet Pappa. Die Stadt werde weitere Gespräche mit den Marktfahrern führen und bis spätestens Mitte 2018, wenn der Ideenwettbewerb ausgeschrieben wird, sollten die Rahmenbedingungen für den künftigen Markt feststehen. «Im Rahmen des Wettbewerbs sind durchaus kreative Lösungen für den Markt zu erwarten», sagt Kessler.
Jemand will wissen, ob auch Stararchitekt Santiago Calatrava, der die Wartehalle am Bohl entworfen hat, zum Wettbewerb eingeladen sei. Kessler: «Es ist ein offener, anonymer Wettbewerb. Wenn Calatrava mitmacht, werden wir das gar nicht wissen.»