STAAD. Am Dienstagnachmittag ist in Staad in einem Einfamilienhaus ein totes Mädchen gefunden worden. Die Behörden gehen von einem Tötungsdelikt aus. Die Eltern wurden festgenommen. Die Frage, wie lang das Kind schon tot im Keller lag, wird von der Polizei nicht beantwortet.
Die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Rorschach hat bei der Staatsanwaltschaft St.Gallen eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Verletzung von Fürsorge- und Erziehungspflichten erstattet. Wie der Polizeimediensprecher Hanspeter Krüsi erklärt, wollte die 32-jährige Frau und vierfache Mutter zwei ihrer drei Kinder, die nicht bei ihr wohnen, zurück haben. Dazu stellte sie einen entsprechenden Rückplatzierungs-Antrag, den die Kesb prüfen sollte.
Kind war nicht auffindbar
Im Rahmen dieser Abklärung wurde festgestellt, dass der Aufenthaltsort des vierten Kindes, der zweijährigen Tochter der Frau, nicht bestimmt werden konnte – das Kind wurde vermisst. "Wir fragten die Mutter, wo das Kind ist und versuchten die Angaben zu überprüfen", sagt Bruno Gschwend von der Kesb Rorschach. "Wir bekamen jedoch keine klaren Antworten." Infolgedessen entschied die Behörde, Strafanzeige einzureichen. "Dabei hatte ich bereits ein mulmiges Gefühl. Denn eine Anzeige ist alles andere als alltäglich", sagt Gschwend. Die Staatsanwaltschaft beauftragte daraufhin die Kantonspolizei mit den Ermittlungen.
Kinderleiche im Keller
Bei einer Hausdurchsuchung fanden die Ermittler schliesslich am Dienstag im Keller eine Kinderleiche. Eine DNA-Analyse wird laut Hanspeter Krüsi nun klären, ob es sich bei der gefundenen Leiche um das vermisste Mädchen handelt. Der Zustand der Leiche lässt laut Mitteilung eine sofortige Identifikation nicht zu. "Es muss davon ausgegangen werden, dass es sich beim gefundenen, toten Kind um das gesuchte Mädchen handelt", heisst es. Das Institut für Rechtsmedizin St.Gallen wurde mit der Untersuchung des Leichnams beauftragt. Die Todesursache ist noch unbekannt.
Wie lange das Kind schon tot dort lag, beantwortet Hanspeter Krüsi aus polizeitaktischen Gründen nicht. "Wir machen vorerst keine Angaben zum zeitlichen Horizont und zum Zustand der Leiche beim Fund bis die Befragungen abgeschlossen sind", sagt er.
Staatsanwaltschaft geht von Tötung aus
Die Eltern wurden festgenommen. Für die Mutter ist beim Zwangsmassnahmengericht Antrag auf Untersuchungshaft gestellt worden. Der 52-jährige Vater wurde fürsorglich untergebracht. Er sei "nicht hafterstehungsfähig" und deshalb in die Psychiatrie eingewiesen worden, sagte Polizeisprecher Hanspeter Krüsi.
Die Staatsanwaltschaft St.Gallen geht von einem Tötungsdelikt aus und hat für die 32-jährige Mutter Antrag auf Untersuchungshaft gestellt. Die drei Kinder befinden sich zur Zeit ausserhalb von Staad. Der 52-jährige Mann ist nicht deren Vater. Er lebt laut Medienberichten seit mindestens drei Jahren im Haus in Staad - anscheinend hatte er schon zuvor mit der Polizei zu tun.
Bei der Kesb zeigt man sich betroffen. Bruno Gschwend sagt: "Im Vorfeld hat es keine Anzeichen gegeben, dass so etwas passieren könnte." Auch dass bereits die drei älteren Geschwister fremdplaziert waren, sei nicht Grund genug, automatisch das vierte Kind aus der Familie zu nehmen. (kapo/rr/chs/jar/nar/sda)