Das Cupspiel gegen Rorschach wird für den FC Rorschacherberg trotz der erwarteten Niederlage zu einem Fest. Der Sieg der Rorschacher ist auch in der Höhe von 9:0 in Ordnung. Fans beider Vereine feiern danach gemeinsam.
RORSCHACHERBERG. Farblich könnte es eine Neuauflage des Champions-League-Finals sein: Die Rorschacherberger in Rot mit weissen Streifen wie die Bayern, Rorschach im traditionsreichen Gelb-Schwarz wie die Borussia. Die erste Mannschaft vom Berg spielt heute aber in Schwarz… Auch das Stadion kann mit Grossen mithalten: Eine Naturtribüne mit Seesicht hat Seltenheitswert.
Wegen des speziellen Spiels eine Schlange vor dem Kassahäuschen? Nein; so etwas kennt der FC Rorschacherberg gar nicht. Er verzichtet auf Eintrittsgeld, auch bei diesem ersten Derby gegen die erste Rorschacher Mannschaft (hintere Tabellenregion 2. Liga regional). Die Gäste haben davon keinen Schaden. In dieser frühen Cup-Phase wird Gewinn oder Defizit noch nicht zwischen den Vereinen geteilt.
Die Rorschacherberger (hintere Tabellenregion 4. Liga) geraten sofort unter Druck. Der Albtraum jedes Unterklassigen wird real: Nach fünf Minuten bereits im Rückstand, rasch 0:2. Das 0:3 lässt bereits nach einem Fünftel der Spielzeit fragen, ob Rorschacherberg wenigstens ein Ehrengoal gelingt. Aber es wird beim Pfostenschuss in der 29. Minute bleiben.
Als 1994 der FC Rorschacherberg entstand, wurde er belächelt oder äusserten Sportfreunde Sorge um Verzettelung der Kräfte statt Konzentration auf regionalen Leistungsfussball. Rorschach spielte auf der dritten Schweizer Ebene (in der damaligen 1. Liga); die Sportanlagen Kellen liessen gar von der Nationalliga B träumen. All das ist vorbei. Rorschacherberg hat seinen Platz unter den sechs FC in der Region. Rorschach spielt nur noch auf der sechsten Ebene. Regionaler Fussball ist zwar bei Junioren nach wie vor beliebt, lockt aber nur noch wenige Zuschauer. Mit diesem Derby rückt er wieder einmal ins Blickfeld der breiten Öffentlichkeit. Fans beider Vereine und weitere Sportfreunde mischen sich friedlich. Keine Sprechchöre, niemand in Vereinsfarben. Schliesslich sind gegen 500 Besucher beisammen. Freundschaftlich diskutieren sie zuerst über Spielzüge. Es gibt Lob für den neuen Rorschacher Spieler Salvatore Forgia und gleichen Applaus von praktisch allen Besuchern, als auch Donath Egger schon in der ersten halben Stunde Doppeltorschütze wird.
Rorschacherberg mit neuen, jungen Akteuren steht hinten schlecht oder gar nicht und kann sich wegen schwacher Ballführung und ungenauer Zuspiele vorne nicht durchsetzen. Das Interesse an Spielzügen erlahmt.
Es steht schon 0:6 oder 0:7. Zum Spiel sind nur noch, aber wiederholt diese Kommentare zu hören: Die schöne Anlage bei der Mehrzweckhalle bewährt sich. Rorschacherberger Spieler und ihre Angehörigen haben mit Musik, Zelten, Tischen und reichhaltiger Festwirtschaft eine schöne Atmosphäre geschaffen. Zu reden geben nun Bundesliga-Resultate oder wer nach dem Spiel mit wem noch feiert – unabhängig von Resultat und Verbundenheit mit Heimclub oder Gast. Dieser musste als Oberklassiger «auswärts» spielen, weniger als zehn Meter ausserhalb von Rorschach.
Die Rorschacher lassen nicht nach, wollen noch das Stängeli. Rorschacherberg gibt nicht auf, wollen wenigstens den Ehrentreffer. So bleibt das nie spannend gewordene Spiel unterhaltsam. Der Unterschied zwischen den Mannschaften zeigt sich auch nach dem Abpfiff. Die Rorschacherberger Spieler wenden sich bald der Arbeit mit den Gästen zu. Die Rorschacher absolvieren ein profimässiges Auslaufen.
Tore: 5. Minute Forgia 0:1, 12. Egger 0:2, 16. Forgia 0:3, 30. Egger 0:4, kurz vor der Pause Linares 0:5, danach bei entfallenem Interesse an den Spielminuten Hitz 0:6, Morina 0:7, Kehl 0:8 und einige Minuten vor Schluss Hitz 0:9