GOLDACH. Der gestrige Kinder-Fasnachtsumzug in Goldach war ein voller Erfolg. Mitten im Geschehen: Verkleidete Kinder, die Käpselipistolen tragen. Für die meisten Befragten ist diese Tatsache kein Problem.
Mit dem Kinderumzug gestern nachmittag fand der Höhepunkt der Goldacher Kinderfasnacht statt. Der Umzug startete auf dem Schulhausplatz Rosenacker. Das bunte Treiben zog anschliessend weiter über Weierstrasse, Blumenstrasse und Hauptstrasse. Eine breite Konfetti-Spur zeigte den zurückgelegten Weg. Auf dem Rathausplatz war schliesslich Endstation. Nicht beendet war natürlich das Fasnachtsspektakel. Während die Goldacher Gugge Wällegümper immer noch für schrägen, aber fetzigen Sound sorgte, lieferten sich viele Kinder Konfettischlachten und knallten mit Käpselipistolen. Diese sind immer mehr Schulen in der Schweiz, darunter auch Schulen in der Region Rorschach ein Dorn im Auge (Tagblatt vom 25. Februar). Deshalb haben einige Kindergärten und Primarschulen die Spielzeugwaffen verboten.
Solche Verbote sind in Goldach bisher nicht bekannt. Deshalb waren Spielzeugwaffen am Kinderumzug, woran auch Schulklassen teilnehmen, keine Seltenheit. Von Piraten über Cowboys bis Polizisten tummelte sich so manche bewaffnete Berufsgattung in der Kinderschar. Doch sind Spielzeugwaffen, allen voran die Käpselipistole, wirklich nötig? «Warum sollten sie es nicht sein?», fragt etwa Markus Gächter, Primarlehrer in Goldach, und lacht. Mit seiner Klasse hat er auch dieses Jahr am Umzug teilgenommen, viele seiner Schüler und Schülerinnen tragen Spielzeugwaffen. «Ohne Käpselipistolen keine Fasnacht», sagt er. Für viele Buben sei eine Käpselipistole einfach «das Grösste». Das ganze Jahr über müsse er die Spielzeugwaffen aber auch nicht sehen. «In der närrischen Zeit hat dies einfach Tradition.» Heikel wird es für ihn, wenn die Pistolen zu echt wirken. «Schon bei Kügelipistolen hört es bei mir auf. Das würde ich meinen Schülern an der Fasnacht nicht gestatten», sagt Gächter. Eine Grenze ziehen müsse man auch bei Ego-Shooter-Games. «Diese sind nicht so harmlos wie Käpselipistolen.»
Auch bei anderen Befragten ist der Grundtenor ähnlich: «Warum etwas verbieten, das niemandem schadet?», fragen sie. Die Primarlehrerin Petra Gächter aus Untereggen spricht als Mutter aus Erfahrung. «Ich habe nie beobachtet, dass meine Kinder das Hantieren mit der Käpselipistole nicht als Spiel empfinden würden.» Für das Kind sei der Lärm das Faszinierende daran. Und nicht die Waffe, als Instrument zur Gewalt. Aber wenn die Kinder auf Menschen zielen, höre auch bei ihr der Spass auf. So etwas solle man nicht verharmlosen.
Doch es lassen sich auch andere Meinungen finden. Alex Graf, Rentner aus Rorschach, ist laut eigenen Angaben kein Fasnächtler. Er spricht sich eher für ein Verbot von Spielzeugwaffen aus. «Meinen Kindern habe ich es jedenfalls verboten», sagt er. Er glaubt aber nicht, dass sie sich daran gehalten hätten. «Die meisten müssen diese Ader in sich irgendwie ausleben.» Für ihn gebe es ausserdem keinen grossen Unterschied zwischen Käpseli- und Chügelipistolen. «Ob Kugeln rauskommen oder ob es einfach knallt, spielt für mich keine Rolle.» Entscheidend sei, ob die Kinder auf den Abzug drücken oder nicht. «In einer Welt, in der Waffen eine Gefahr für Menschen sind, braucht es keine Spielzeugwaffen, die dies nachahmen.»