Warum spielen Pfarrer, Mönche und Klosterfrauen immer wieder eine grosse Rolle in Filmen und Serien? Diese Frage erörterte Andy Givel, Gossauer Pater und Pfarradministrator, in einem Vortrag am Mittwochabend.
GOSSAU. Wer kennt sie nicht, die singenden und tanzenden Nonnen aus «Sister Act»? Oder den humorvollen Pfarrer Braun? Die Filmindustrie bedient sich gerne an gängigen Klischees. So spielen nicht selten Pfarrer und Klosterfrauen eine Hauptrolle in Hollywoodfilmen. Seit drei Jahrzehnten erfreue sich die Kirche über steten Zulauf, resümierte Pater Andy Givel vergangenen Mittwoch. «Doch dies leider nicht in Wirklichkeit, sondern nur im Fernsehen.» Organisiert von der Frauengemeinschaft Andreas, referierte er zum Thema «Himmlisches Bodenpersonal».
Dass Priester und Klosterfrauen eine starke Präsenz in Filmen und Serien aufweisen, ist längst kein Geheimnis mehr. Doch immer schwieriger werde es, zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden, so Pater Andy Givel. «Das Gesehene setzt sich in den Köpfen fest.» Auch er werde immer wieder mit entsprechenden Fragen konfrontiert. Etwa, ob er als Pater überhaupt mit legeren Kleidern und einer solchen Frisur herumlaufen dürfe. Auch wenn viele Halbwahrheiten vermittelt werden, das Kino habe auch viele Gemeinsamkeiten mit einer Kathedrale. Nebst einer befristeten Teilnahme haben beide Einrichtungen unter anderem eine Ausrichtung: die Leinwand oder eben den Altar. Bei beiden spiele die Musik, die Orgel oder Filmmusik, eine grosse Rolle. Die Kirche hätte es vielleicht verpasst, was der Filmindustrie gelungen ist, so Pater Andy Givel weiter. «Das Kino ist eines der wenigen Orte, in der eine Botschaft vermittelt wird.» Zwar hätte es einige Versuche seitens der Kirche gegeben, dies nachzuholen. Doch diese seien weniger geglückt.
Im zweiten Teil des Abends zeigte der Pfarradministrator einige Filmszenen. So wurde der politisierende Don Camillo angesprochen. «Pfarrer Braun» ist vielfach mit den gängigen Klischees vertraut. In seinen Ausführungen erklärte Pater Andy Givel weiter, dass gewisse Filme und Sequenzen in Serien auch zum Nachdenken anregen. In einer Sendung von «Der Heiland auf dem Eiland» ging es vor allem um die Gratwanderung zwischen Glaube und Aberglaube. Die beliebte Serie «Um Himmels Willen» thematisierte demnach aktuelle Themen wie beispielsweise Homosexualität oder den Unterschied zwischen dem katholischen und evangelischen Glauben. «Solche Sachen im Fernsehen anzusprechen, finde ich spannend», sagt Pater Andy Givel.
Als problematisch hingegen sieht er bekannte Filme wie beispielsweise «The Da Vinci Code» an. Hier verschwimme die Grenze zwischen Geschichte und Fiktion zu sehr. «Viele wissen nicht mehr, was wirklich passierte – und was nicht.» Und deshalb hofft der Pfarradministrator, dass künftig nicht nur der Fernseher eingestellt werden muss, um eben «himmlisches Bodenpersonal» zu sehen.