Ein Dalmatinerwelpe wurde vor etwa drei Wochen in Engelburg ausgesetzt. Jetzt hat er nicht nur eine neue Besitzerin, sondern auch einen Spielkameraden.
Lisa Inauen
Gleich zwei Dalmatiner stürmen zur Begrüssung an die Tür. Der Tennisball wird fallen gelassen, um die Besucher ausgiebig zu beschnuppern. Der ältere Dalmatiner bleibt zurückhaltend, der Welpe will spielen und springt hechelnd umher. «Ein wenig Rambazamba macht mir nichts aus», sagt die Besitzerin der beiden Hunde. Seit bald zwei Wochen kümmert sie sich um den Dalmatinerwelpen, der im dreijährigen Rüden Vito einen Lehrer und Spielgefährten gefunden hat.
Die neue Besitzerin will anonym bleiben. Die Familie, die den Hund mutmasslich ausgesetzt hatte, meldete sich Mitte August beim Veterinäramt und sagte, dass es sich um ihren Hund handle. Gegen die Personen läuft nun ein Strafverfahren, da der Hund illegal, ohne Verzollung und ohne Kennzeichnung aus Portugal in die Schweiz gebracht wurde. «Die Geldstrafe wird anhand von Einkommen und Vermögen berechnet», sagt Franz Blöchlinger, kantonaler Tierschutzbeauftragter. Die Personen wurden vor etwa drei Wochen beobachtet, wie sie den Hund aussetzen wollten (Tagblatt vom 16. August). Auch wurde keine Vermisstenanzeige aufgegeben. «Die Distanz vom Lebens- zum Fundort des Welpen ist zu gross. Es ist unwahrscheinlich, dass er entlaufen ist», sagt Blöchlinger. Aus diesen Gründen wurde der Welpe nach einer Quarantänezeit im Tierheim Nesslau neu platziert.
«Es haben sich weniger Interessenten gemeldet als gedacht», sagt Dolores Rust, Leiterin des Tierheims Nesslau. Drei Bewerber kamen in die engere Auswahl, darunter die heutige Besitzerin. «Besonders überzeugt hat mich ihre Lebenssituation, sie kann ein Zuhause mit einem älteren Dalmatiner bieten», sagt die Tierheimleiterin. Zudem hatte sich die Interessentin bereits gut überlegt, ob sie genügend Zeit und Energie zur Erziehung eines Welpen habe. «Sie hielt bereits früher zwei Dalmatiner gleichzeitig und hat Erfahrung mit Welpen», sagt Dolores Rust. Deshalb konnte die neue Besitzerin den Welpen, der nun Nike genannt wird, gleich zu sich nehmen.
Rund um die Uhr kann die neue Besitzerin ihre Dalmatiner betreuen, da sie selbstständig ist und die Hunde zur Arbeit in der Region St. Gallen mitnehmen kann. Dort können die Tiere sowohl im Gebäude, als auch im grossen, eingezäunten Garten frei umherlaufen. «Dalmatiner brauchen viel Bewegung», sagt die 50-Jährige. Ein Rentner führt morgens täglich ihren Dalmatiner aus, abends gehen sie oder ihr Lebenspartner mit dem Hund joggen. «Nike darf natürlich noch nicht so lange laufen, die Muskulatur muss sich erst entwickeln», erklärt sie, die mit Dalmatinern aufgewachsen ist. «Besonders wichtig ist mentale Beschäftigung.» Deshalb wird sie mit Nike bald zur Junghundeschule gehen.Als Lebensretterin aufspielen will sie sich nicht, ein weiterer Grund, weshalb sie lieber anonym bleiben will. «Ich will Nike einfach nur ein schönes Leben bieten.»