GOSSAU. Sie ist laut und stinkig und die Farbe blättert hier und dort. Sonst ist die «Grossmutter-Walze» aber in Topform. Zum Einsatz kommt sie auf schwierigen Baustellen. Zum Beispiel in Gossau.
Sie sieht ein bisschen aus wie eine alte Lokomotive, und einen Führersitz sucht man vergebens. Wer sie bedient, tut dies stehend. Mit drei, vier Hebeln, ohne irgendwelche Elektronik. «Normalerweise hat eine Baumaschine nach 20 Jahren ausgedient», sagt Rolf Reifler, Geschäftsführer der Firma Meyerhans. Aber die matt-orange Walze auf der Grossbaustelle im Gossauer Zentrum hat Baujahr 1971. Und noch immer sind ihre Dienste gefragt.
Fast jede Strassenbaufirma habe noch sogenannte «Grossmutter-Walzen» im Maschinenpark, sagt Reifler. Meyerhans gar deren drei. Einerseits, weil diese technisch relativ einfachen Walzen fast ewig halten. Andererseits, weil sie im Gegensatz zu neuen Walzen nur mit grossem Druck arbeiten, aber ohne Vibrationen. Zum Einsatz kämen «Grossmutter-Walzen» aber nur noch selten, in Spezialfällen. Immer dort, wo Vibrationen unerwünscht seien. «Zum Beispiel auf Brücken oder bei Kies», sagt Reifler.
Mit letzterem haben es die Bauarbeiter auf der St. Gallerstrasse zwischen Ochsenmetzg und UBS zu tun. Aus Kostengründen habe man das alte Kiesbett bei der Sanierung drin gelassen, sagt Reifler. Die Aufgabe der 41jährigen Walze: Den Kies schön gleichmässig auszuglätten, ohne das Gefüge zu stören. Und später dann, Mitte Juli, den Deckbelag fein säuberlich zu walzen.
Im Moment allerdings macht die «Grossmutter-Walze» gerade Ferien. «Wie die meiste Zeit im Jahr», sagt Reifler und lacht. Allerdings nicht, weil ihr der Diesel ausgegangen wäre, sondern wegen des Wetters. Denn erst wenn das Kiesbett ganz trocken ist, kann asphaltiert werden. Dazu brauche es drei, vier regenfreie Tage.
Rund 14 Tonnen schwer ist die alte Walze, und wenn sie laufe, dann sei sie laut und etwas stinkig, weiss Reifler. Zudem langsam und bedächtig. Nur mit alten Walzen zu arbeiten, wäre darum nicht mehr möglich. «Aus zeitlichen und qualitativen Gründen.»
Komme hinzu, dass die antiquierte Walze nicht bei allen gleich beliebt sei. «Sie ist relativ streng zu fahren, und am Abend ist man kaputt.» Wer bedient sie denn? «Oft kommt ein pensionierter Bauarbeiter», sagt Reifler. Einer, der früher schon mit der «Grossmutter-Walze» gearbeitet hat. Und der ihre gemächliche Art zu schätzen weiss.