Grenzfall im Grenzgebiet

«Wir haben uns entschieden, dass St. Margrethen zur Gemeinschaft um den Buechberg dazugehört.» Diese deutlichen und bekennenden Worte sagte Bischof Markus Büchel zur Errichtung der Seelsorgeeinheit Buechberg.

Monika von der Linden
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Bischof Markus Büchel beauftragt die Seelsorgenden des Pastoralteams in einer Pfarrei zu stehen und in der Region zusammenzuarbeiten. (Bild: Monika von der Linden)

Bischof Markus Büchel beauftragt die Seelsorgenden des Pastoralteams in einer Pfarrei zu stehen und in der Region zusammenzuarbeiten. (Bild: Monika von der Linden)

ST. MARGRETHEN. «Es ist nicht so einfach, Gast zu sein, wenn man sich selber eingeladen hat» – ohne grosse Umschweife sprach Bischof Markus Büchel den Missmut an, der im Zuge des bischöflich verordneten Strukturwandels mehr oder weniger laut wurde. Nicht jedes Mitglied der Seelsorgeeinheit Buechberg zeigte sich im Vorfeld überzeugt, dass der gemeinsame Weg der richtige sein würde. Die Pfarrei St. Margrethen sei ein Grenzfall in einem Grenzgebiet, sagte Büchel. Lange war nicht klar, welchem Dekanat sich die Pfarrei mehr verbunden fühlen würde. Nun sei die Entscheidung gefallen und St. Margrethen habe sich der Seelsorgeeinheit Buechberg angeschlossen. Sie seien erst dazugestossen, als der Prozess bereits im Gange war.

Mut zum Aufbruch

Während des Festgottesdienstes am Sonntag, in der katholischen Kirche St. Margrethen, war aber von Missmut oder Unbehagen nichts zu erkennen. Mitglieder aller fünf Pfarreien hatten auf den Tag hingearbeitet. Die Seelsorger hatten ein Seelsorgekonzept erarbeitet und die Kirchenverwaltungsräte die rechtliche Grundlage per Verwaltungsvereinbarung geschaffen. Pfarreiräte, Seelsorger, Kirchenchöre, Ministranten, die Kindergottesdienst-Gruppe und weitere ehrenamtlich Tätige hatten ein Fest organisiert, das von Vertrauen und Hoffnung geprägt war. Das Zusammenspiel aller spiegelte wider, sie sind in fünf unterschiedlichen Pfarreien beheimatet und doch Teil der neugeschaffenen Struktur.

Aufbrechen der Hierarchie

Der Strukturwandel, den das Bistum St. Gallen vollziehe, sei eine Reaktion auf den gesellschaftlichen Wandel, sagte der Bischof. Die Mobilität und die Kulturvielfalt sei grösser geworden. Der Wochenrhythmus und das Freizeitangebot haben sich verändert. Büchel sieht sich mit dem kirchlichen Wandel vor allem dem II. Vatikanischen Konzil verpflichtet. Dieses habe ein Bild des Dienens geschaffen und die bis dahin bestehende Hierarchie aufgebrochen. Nun bestehe nicht mehr das Bild des einen Hirten, der sich um seine Herde kümmere. Jeder Christ sei gefordert und brauche Verwurzelung in der Gemeinschaft. Die Kirche sei mehr als ein Verein, mehr als eine Dienstleistungsinstitution, sagte Büchel. Das Zeugnis der Kirche – der Glaube an den Geist Gottes – müsse in der Welt wahrgenommen werden. Ziel müsse sein, die Seelsorgeeinheit Buechberg so zu entwickeln, dass der Glaube in der Mitte stehe, ermunterte Bischof Markus die Festgemeinde.

Mit allen Sinnen entdecken

Im Rahmen des Festes organisierten die Pfarrei- und Kirchenverwaltungsräte eine Bibelausstellung, sagte Schwester Marianne Rössle. Die Pfarreibeauftragte von St. Margrethen möchte mit der Linzer Ausstellung (Österreichisches Katholisches Bibelwerk) einen Gegenpol zum juristischen Akt setzen. Der Besuch solle für jeden Besucher zu einem sinnlichen Erlebnis werden. Schwester Marianne sieht die Bibel nicht als ein verstaubtes Buch an. Sie miteinander und mit allen Sinnen zu entdecken, stehe unter dem Gedanken der Vernetzung, die in der täglichen Seelsorge rund um den Buechberg wachsen müsse. Einen Zusammenhalt spüre sie bereits heute.