Im Anzug sitzt Arber Bullakaj wartend im Café. Er besuchte gerade einige Kunden seiner eigenen Consulting-Firma. Auf seinem Gesicht erkennt man eine Dynamik gemischt mit Ernsthaftigkeit. Der 27-Jährige spricht in perfektem Dialekt.
Im Anzug sitzt Arber Bullakaj wartend im Café. Er besuchte gerade einige Kunden seiner eigenen Consulting-Firma. Auf seinem Gesicht erkennt man eine Dynamik gemischt mit Ernsthaftigkeit. Der 27-Jährige spricht in perfektem Dialekt. Doch die dunkle Hautfarbe, das schwarze Haar und die dunklen Augen lassen schnell darauf schliessen, dass er kein gebürtiger Schweizer ist. Arber Bullakaj ist in Kosovo geboren und kam als Achtjähriger mit seiner Familie in die Schweiz. Heute sitzt er im Wiler Stadtparlament und will einiges verändern.
Im Wiler Stadtparlament ist das SP-Mitglied Arber Bullakaj der erste Schweizer mit Migrationshintergrund, der diesen politischen Erfolg feiern konnte. Dies löste in Wil zum Teil heftige Reaktionen aus. Von einem positiven Aufschwung und einer Neugestaltung war die Rede. Andere hingegen konnten es nicht fassen, dass ein Sitz im Parlament an einen gebürtigen Kosovaren ging. «Innerhalb des Stadtparlamentes habe ich viele positive Rückmeldungen erhalten», sagt Arber Bullakaj. Im Wahlkampf hat er seinen Wählern versprochen, sich für die Integration von Migranten und die Förderung der Jugendlichen einzusetzen.
Nun lässt Arber Bullakaj seinen Worten Taten folgen. Er ist Mitgründer des Vereins «Fair Wil». Ziel der Organisation ist es, Vorurteile abzubauen und interkulturelle Kontakte herzustellen. «Wir wollen aber auch Anlaufstelle sein bei jeden erdenklichen Fragen der Migranten. Hauptsächlich beim Ausfüllen von Formularen», sagt Arber Bullakaj, der als Co-Präsident des Vereins fungiert. Mit diesen Möglichkeiten werde viel mehr suggeriert als bloss eine Dienstleistung. Es sei eine aktive Geste, die Personen zu empfangen und ihnen damit ein Heimatgefühl zu verschaffen. Dem Klischee, dass der grösste Teil der Migranten kein Interesse daran hätten, sich einzubringen und einzugliedern, widerspricht der 27-Jährige: «Ich kenne sehr viele Leute mit einem Migrationshintergrund und auch viele Schweizer. All diese Personen können miteinander leben. Und nicht nebeneinander».
In einem Quartier der Stadt Wil ist der Ausländeranteil hoch, während in einem anderen vor allem Schweizer Jugendliche die Schule besuchen. Dies sorge dafür, dass es keinen multikulturellen Austausch gebe. «In solchen Fällen ist es wichtig, Brücken zu bauen. Vor allem Jugendliche sollten die Chance haben, sich an einem Mix an Kulturen aus verschiedenen Ländern zu gewöhnen.» Doch Arber Bullakaj bleibt Realist. Integration «kann man nicht mit dem Holzhammer erzwingen, sondern sollte mit Feingefühl und Engagement erreicht werden.» Bei ihm selbst sei es ein ganz natürlicher Prozess gewesen. Seine aufgeschlossene Familie habe ihm vieles erleichtert. «Offen und neugierig sollte man sein, um neue Kulturen zu erforschen.»
Arber Bullakaj ist Geschäftsführer, Politiker und Idealist. «Es ist wichtig, dass man sich integriert. Jedoch ohne dabei seine eigene Identität zu verleugnen», sagt er. Joel Christakis