ST.GALLEN. Unfälle mit Velos nehmen schweizweit zu. Pro Velo fordert daher Massnahmen zur Durchsetzung des Handyverbots am Steuer. Auch in der Stadt St.Gallen steigt die Zahl der Velounfälle, Schwachstellen werden aber laufend behoben.
Die Verkehrsunfallstatistik des vergangenen Jahres zeigt: Schweizweit ist die Anzahl Velounfälle gestiegen. 2014 haben insgesamt 1035 Personen dabei schwere oder tödliche Verletzung erlitten. Pro Velo Schweiz fordert aus diesem Grund den «dringend notwendigen Ausbau der zur Sicherheit notwendigen Velo-Infrastrukturen» sowie Massnahmen zur Durchsetzung des Handyverbots am Steuer.
Auch in der Stadt ist es häufiger zu Unfällen gekommen, in die ein Velofahrer involviert war. Gemäss Dionys Widmer von der Stadtpolizei sind 2014 35 Personen mit dem Fahrrad und sechs mit einem E-Bike verunfallt. «Tödliche Unfälle gab es glücklicherweise nicht.» Im Jahr davor verunfallten 30 Personen mit dem Velo und eine Person mit einem E-Bike. «Die häufigsten Ursachen sind, dass Velofahrer übersehen werden oder einen Selbstunfall verursachen», sagt Widmer. Ausserdem würde die Geschwindigkeit der E-Bikes von Autofahrern oft unterschätzt.
Diese Entwicklung ist auch Michael Städler, Vorstandsmitglied Pro Velo Region St.Gallen, aufgefallen. «Wir werten die Unfälle zwar nicht aus, haben aber auch den Eindruck, dass sie zunehmen.» Dies sei auch dem zunehmenden Veloverkehr zuzuschreiben. «Insbesondere bei älteren Leuten.» Ausserdem sei das Verkehrssystem in der Stadt so aufgebaut, dass es kaum Fehler erlaube. «Es fehlen geschützte Bereiche für Velofahrer», sagt Städler.
Dass durch das Handy abgelenkte Autofahrer extrem gefährlich sein können, hat er schon häufig erlebt. «Auf der Speicherstrasse gerate ich immer wieder in kritische Situationen.» Für ihn steht fest: Der stärkere Verkehrsteilnehmer trägt die grössere Verantwortung. «Es kann ja nicht sein, dass Velofahrer zum Schutz demnächst in einer Hockey-Ausrüstung herumfahren müssen.» Gefährliche Orte habe es in der Stadt viele. «Jedes Lichtsignal birgt Gefahrenpotenzial.» Einen Velofahrer sehe man weniger gut, ausserdem würden ihn viele Autofahrer nicht als gleichwertigen Verkehrsteilnehmer wahrnehmen. «Es braucht gegenseitigen Respekt. Der Autofahrer muss dem Velofahrer auch mal einen Fehler verzeihen.» Schliesslich sitze dieser nicht im «Blechkistchen».
Für Christian Hasler, Bereichsleiter Verkehr beim Tiefbauamt der Stadt, ist klar: Die Strasse ist nur ein Teil des Problems. «Der andere ist das Verhalten der Verkehrsteilnehmer, dieses ist genauso entscheidend.» Autofahrer – oder sogar Velofahrer –, die am Handy telefonieren würden, erachtet auch er als grosse Gefahr, an der die Strasseninfrastruktur nichts ändern könne. «Die Schwachstellen in der Stadt kennen wir aber und wir sind laufend dran, diese zu beheben.» Etwa dort, wo die Strassen zu wenig breit seien oder ein Velostreifen fehle. Auch die Stadtpolizei analysiert gewisse Unfälle und reagiert in Absprache mit dem Tiefbauamt darauf. «So wurde die Vadianstrasse mit einem roten Belag versehen, da sich dort immer wieder Unfälle ereigneten.»
Ausserdem würden sie wetterabhängig auf Velofahrer reagieren. So geschehen, als es wieder früher dunkel wurde. «Wir haben verstärkt Velofahrer kontrolliert, ob sie passend angezogen sind und mit Licht fahren», sagt Widmer. Auch hier seien beide Partien gefordert: Der Autofahrer, der gut schaue, und der Velofahrer, der sich entsprechend kleide. Um den zunehmenden E-Bike-Unfällen entgegenzutreten, habe man bei der Stadtpolizei bisher noch nichts geplant.