Das Wohnheim Bellevue bietet Frauen und Männern mit geistiger und teilweise körperlicher Behinderung einen Wohn- und Lebensraum an – und dies seit einem halben Jahrhundert.
WALZENHAUSEN. Das Wohnheim Bellevue ist die Heimat von 35 Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Kürzlich feierte das Heim sein 50jähriges Bestehen. Nach und nach seien in den vergangenen Jahrzehnten Häuser mit guter Bausubstanz entstanden, erklärte Geschäftsleiter Dorji Tsering am Jubiläumsfest. Die Bewohner leben in Einzel-, auf Wunsch in Doppelzimmern. Längst sind sie mit den Mitarbeitenden zu einer Gemeinschaft mit starkem Zusammengehörigkeitsgefühl zusammengewachsen. Unterstrichen werde dies durch den Umstand, dass sich vierzehn Mitarbeitende schon seit über neun Jahren im Bellevue für die Bewohner einsetzten.
Das Wohnheim nimmt innerhalb der Stiftung Waldheim eine Vorreiterrolle ein. Um die Führung des Bellevues zu gewährleisten, wird Standortleiterin Alexandra Hättenschwiler ab kommendem Jahr die alleinige Leitung des Wohnheims Bellevue übernehmen. Die Leitung des Standorts «Krone» gibt sie ab, ihre Nachfolge wird neu geregelt.
Dass das Wohnheim Bellevue überhaupt existiert, ist dem Wagemut des Gründers Josef Kämpf zu verdanken. Nachdem sich die Stadt St. Gallen an den Tierställen einer Wohngruppe störte, suchte Kämpf einen neuen Standort. Er fand ihn in Walzenhausen. Ein Arztbericht aus dem Jahre 1964 zeigt die Veränderungen in der Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung deutlich auf. Damals zweifelte der Heimarzt an, dass die älteren Knaben überhaupt zu einfacher Arbeit in der neu errichteten Werkstatt angeleitet werden könnten. Heute ist die Beschäftigung in Werkstätten, Ateliers und auch ausserhalb der Stiftung aus dem Konzept nicht mehr wegzudenken. Die Stiftung musste noch bis ins Jahr 1968 warten, bis die Invalidenversicherung ihren ersten Beitrag leistete.
Aus dem Gemeinschaftsraum, welchen 25 Bewohner teilten, entstand ein modern eingerichtetes Wohnheim. 1968 wurden ein Saal und eine Heimleiterwohnung eingebaut. Es folgten 1978 Therapieräume und eine Hausrenovation. Der Spatenstich für den Neubau fand 1992 statt. Seither sind die Bewohner in Wohngruppen untergebracht, was eine wesentliche Steigerung der Lebensqualität bedeutet. Zwei Jahre zuvor hatte Paul Biagioli die Leitung übernommen und zuerst mittels eigenem PC das Computerzeitalter in der Stiftung forciert.
Als Gemeinderat überbrachte Urs Züst die Gratulationen zum Jubiläum. Die Gemeinde Walzenhausen sei glücklich und froh, dass eine so gute und grosse Institution ihren Sitz in Walzenhausen habe.
Nach dem offiziellen Jubiläumsakt folgte ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Filmvorführung, Gesang, Speis und Trank.