Kommentar
Der Reflex gegen ein Theaterprovisorium im Stadtpark ist aber verständlich. Seit es den Park gibt, tauchen alle 15 bis 20 Jahre Leute mit Ideen auf, deren Umsetzung die zentrale Grünfläche in diesem Stadtteil beeinträchtigen würde. Der letzte Anlauf datiert von 2003: Damals lehnte das Stimmvolk die Erweiterung des Kunstmuseums zwischen den Museen ab. Und jetzt taucht der Kanton auf und will an der gleichen Stelle eine temporäre Kulturbaute errichten. Kein Wunder, schrillen die Alarmglocken.
Diese Opposition ist in erster Linie ein emotionaler Reflex. Nüchtern betrachtet gibt es gute Gründe, mit dem Theaterprovisorium zwischen die Museen und nicht vor die Tonhalle (oder zum Olma-Areal) zu gehen. Der allfällige Schattenwurf für die «Concerto»-Gäste zählt allerdings nicht zu den schlagenden Argumenten; der Einwand wird die Skeptiker in Quartier und Naturschutz vielmehr bestärken, dass den Planern des Provisoriums nicht zu trauen ist.
Die Emotionen, die nur schon ein Provisorium im Stadtpark weckt, haben die Verantwortlichen wohl unterschätzt. Das kann für die Gesamtvorlage zur Sanierung des Theaters verheerend werden. Vor allem, wenn die SVP wie angedroht eine Volksabstimmung erwirkt. Den Urnengang kann man gewinnen, lautstarke städtische Opposition in einem grünen Nebenpunkt dürfte die Chance auf ein Ja aber keinesfalls verbessern. Dieser Nebenkriegsschauplatz muss schnell bereinigt werden: Kanton und Stadt müssen auf die Skeptiker zugehen und ihnen die Gründe fürs Provisorium im Park und gegen das Provisorium auf dem Unteren Brühl klar und überzeugend darlegen. Das ist im ersten Anlauf am Montagabend offensichtlich nicht gelungen.
Reto Voneschen