Ein Grossbrand im Stadtzentrum exakt in der Mittagspause: Da ist viel Publikum garantiert. Entsprechend war es gestern mittag keine Überraschung, dass der Brand an der Einmündung zur Engelgasse Hunderte Schaulustige anzog.
Ein Grossbrand im Stadtzentrum exakt in der Mittagspause: Da ist viel Publikum garantiert. Entsprechend war es gestern mittag keine Überraschung, dass der Brand an der Einmündung zur Engelgasse Hunderte Schaulustige anzog. Was irgendwo anders in der Altstadt aufgrund der Platzverhältnisse zum Problem hätte werden können, ordnet sich hier aber wie automatisch: Feuerwehr, Polizei, Sanität und andere Einsatzkräfte haben die breite Fahrbahn vor dem Haus Marktplatz 20 für sich. Die Schaulustigen ballen sich auf dem obersten Teil des Marktplatzes, dem Blumenmarkt und der Treppe dazwischen.
Überall in der Schar der Schaulustigen sind Hände in den Himmel gereckt – mit iPhones, iPads und anderem technischen Gerät. Alle, so hat man den Eindruck, fotografieren wie wild und stellen die Bilder sofort in die Mail oder ins weltweite Netz. So schnell, vielfältig und umfassend ist vermutlich noch kein Brand in der Stadt St. Gallen je zuvor dokumentiert und gleich auch noch der ganzen Welt zugänglich gemacht worden.
Natürlich wird in Gruppen und Grüppchen sofort der Einsatz von Feuerwehr und Polizei beurteilt. Und einmal mehr bewahrheitet sich, dass es wohl keinen Brand gibt, bei dem nicht irgendjemand glaubt, die Feuerwehr habe «unendlich lange» gebraucht, bis sie eingetroffen und in den Einsatz gegangen sei. Wobei bei dieser Kritik wie üblich grosszügig ausgeblendet bleibt, wie schnell nach Brandausbruch überhaupt alarmiert wurde. Und auch, dass der Marktplatz mit dem darüberhängenden Gewirr an stromführenden Kabeln für Trolleybus und Trogenerbahn sicher nicht der einfachste Einsatzort für Feuerwehrleitern und Hebebühnen ist.
Gegen 13 Uhr sind die Schaulustigen angehalten, Rücksicht auf die Einsatzkräfte zu nehmen. «Platz verlassen», heisst die Anweisung eines Polizisten. Die Zuschauer auf dem Blumenbergplatz sollen sich zurückziehen, damit grossräumiger abgesperrt werden kann. Nicht alle reagieren auf den Befehl verständnisvoll: «Die Polizisten nerven noch mehr als die Feuerwehrmänner», sagt etwa ein junger Mann zu seinem Freund.
Absperrband wird neu ausgerollt und Metallabsperrungen werden versetzt. Die Einsatzkräfte brauchen mehr Platz, um «sich auszuruhen und Absprachen zu halten», wie Dionys Widmer, Pressesprecher der Stadtpolizei, erklärt. Vor den Marktständen wird ein Tisch mit Bänken aufgestellt. Ein Feuerwehrmann setzt sich komplett erschöpft darauf und zündet eine Zigarette an. Andere essen ein Sandwich. Und alles vor den Augen Hunderter Schaulustiger.
Die grosse Zuschauermenge habe die Feuerwehr nicht gestört, sagt rückblickend Peter Cassani, der den Einsatz der Berufsfeuerwehr leitete. Die Polizei habe rechtzeitig und grossräumig den Platz abgesperrt. Generell habe die Zusammenarbeit zwischen den Blaulichtorganisationen reibungslos funktioniert. Cassani ist darum zufrieden mit dem Verlauf des Einsatzes.
Allerdings: Ein Mann der Berufsfeuerwehr musste ins Spital gebracht werden. Genaueres dazu ist nicht zu erfahren. Die Kantonspolizei schreibt in ihrer Mitteilung von einem «medizinischen Problem». (vre/ses)
• SCHAUPLATZ OSTSCHWEIZ 46