Die unterschiedlichsten Kulturen an einem Tisch: Seit rund einem Jahr findet im Quartiertreff an der Löwenstrasse in Rorschach wöchentlich ein «Quartiercafé» statt. Dieses soll ein Kennenlernen im ungezwungenen Rahmen ermöglichen – mit Erfolg.
RORSCHACH. Der Znünitisch ist reichlich gedeckt, es duftet nach Kaffee im Quartiertreff an der Löwenstrasse 30. Am grossen Tisch sitzen Frauen aus den unterschiedlichsten Ländern – Indien, Portugal, Serbien, der Schweiz oder China. Alle reden kreuz und quer über den Tisch miteinander, auf dem Teppich spielen zwei Mädchen zusammen. Seit rund einem Jahr treffen sich hier Frauen aus den verschiedensten Kulturen regelmässig zum «Quartiercafé».
Das Quartiercafé soll ein Kennenlernen im ungezwungenen Rahmen ermöglichen. Eingeladen sind alle Quartierbewohner, aber auch Interessierte aus ganz Rorschach. «Das Angebot ist niederschwellig gestaltet», sagt Leiterin Helena Morf. Im Vordergrund stehe der Austausch. Das Quartiercafé findet jeden Freitag statt, man muss sich weder an- noch abmelden. Der Znünitisch wird von acht «Gastgeberinnen» organisiert, die sich wöchentlich abwechseln. Eine von ihnen ist Maria Joao. Sie besucht das Quartiercafé seit dessen Start regelmässig. So bekomme sie etwas Abstand von zu Hause, könne sich mit anderen Frauen austauschen und lerne verschiedene Kulturen kennen. «Ich habe hier viele Freundschaften geschlossen», sagt sie. «Die Frauen sind wie eine zweite Familie für mich.» Ihre Tischnachbarin nickt. Nachdem sie von China in die Schweiz gezogen sei, hatte sie oft Heimweh. «Alles war neu für mich, am liebsten wollte ich wieder zurück.» Seit sie Kontakte im Quartiercafé knüpfen konnte, sei das anders. «Nun fühle ich mich nicht mehr alleine.»
Miteinander über den Alltag oder Probleme zu sprechen, kann aber nicht nur der Beginn einer Freundschaft sein, sondern auch den Start in einer fremden Kultur erleichtern. So erzählt eine Serbin, die erst seit zwei Monaten in Rorschach lebt, sie habe sämtliche Informationen von anderen Frauen im Quartiercafé erhalten – sei es, wie sie ihre Tochter für die Spielgruppe anmeldet oder dass man während der Adventszeit im Kolumbanszentrum Kerzen ziehen kann. «Durch die Treffen entsteht ein soziales Netz», sagt Helena Morf. «Das hilft, den Alltag zu meistern.»
Nach rund einem Jahr hat sich das Angebot des Quartiercafés längst herumgesprochen. Zu den Treffen erscheinen jeweils zwischen 10 und 20 Frauen, einige von ihnen bringen ihre Kinder mit. Das freut auch Anna Dietsche, die das Quartierbüro an der Löwenstrasse führt. «Das Quartiercafé ist mittlerweile ein Anker im Programm des Quartiertreffs», sagt sie.
Quartiercafé: freitags, 8.30 bis 11 Uhr, während Schulzeiten, Quartiertreff Löwenstrasse