ABTWIL. VBSG-Chef Ralf Eigenmann ist überzeugt: Um von Abtwil schneller mit dem Bus in die Stadt zu gelangen, ist keine neue Linie nötig. Dazu genügten punktuelle Massnahmen. Und diese hätten die VBSG schon lange vorgeschlagen – ohne Erfolg.
ABTWIL. Wenn sich Ralf Eigenmann dieser Tage in einer Stellungnahme gegenüber dem kantonalen Amt für öffentlichen Verkehr zu den Plänen einer neuen Buslinie für Abtwil äussert, tut er dies nicht nur als Unternehmensleiter der VBSG, sondern auch als Abtwiler. «Im Moment habe ich zwei Herzen in der Brust, die zufälligerweise gleich ticken», sagt er, der seit 52 Jahren im Dorf wohnt. «Und ich glaube zu wissen, was ein Grossteil der Abtwiler ÖV-Nutzer wirklich will.» Dies sei sicher nicht eine Taktverschlechterung, wie sie in der Studie eines externen Planungsbüros vorgeschlagen werde (Tagblatt vom 28. September und 19. Juli).
Heute verkehrt die Linie 7 der VBSG im 10-Minuten-Takt von Abtwil nach St. Gallen. Mit den vorgeschlagenen neuen Linien – über die Spisegg oder beschleunigt über die Fürstenland- oder Zürcher Strasse – wäre Abtwil künftig nur noch im 15-Minuten-Takt mit der Stadt verbunden. «Das ist eine Rückkehr in die Steinzeit», enerviert sich Eigenmann. Denn ein schlechterer Takt sei für die ÖV-Nutzer «eine gefühlt längere Fahrzeit». Eigenmann bringt das Beispiel Arzttermin. Bei einem dichten Takt stünden die Chancen gut, mit dem Bus möglichst zeitnah zum Termin zu erscheinen. Bei einem schlechteren Takt sei die Chance gross, dass man einiges zu früh beim Arzt sei. «Und wenn die Leute warten müssen, gehen viele lieber mit dem Auto.»
Die mögliche Taktverschlechterung für Abtwil ist nicht das einzige, was Eigenmann ärgert. «Was mich enttäuscht, ist, dass wir Busbetreiber als Experten nicht von Anfang an in die Diskussion einbezogen wurden.»
Er selber habe erst vor kurzem von der Studie erfahren. Diese hätte man sich seiner Meinung nach sparen können. «Um die Bedürfnisse der Abtwiler ÖV-Nutzer zu befriedigen, muss man nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten», sagt Eigenmann. «Man könnte die Abtwiler auch einfach fragen.» Eigenmann ist überzeugt, dass man – auch kostenmässig – mit punktuellen Massnahmen einiges herausholen könnte. Und solche hätten die VBSG schon lange vorgeschlagen.
Denn die Kernprobleme seien bekannt: Durch Abtwil verkehren zu viele verschiedene Busse – die deshalb häufig schlecht besetzt sind. Und vor allem die Pendler wollen schneller in der Stadt sein. Darum hätten die VBSG beispielsweise schon zweimal angeboten, bisherige Schnellkurse am Morgen «umzudrehen». Das heisst, ein Schnellkurs würde wie gewohnt von Abtwil-St. Josefen über die Fürstenlandbrücke zum Bahnhof St. Gallen fahren – und zurück über die Autobahn. Danach vom Cinedome über Abtwil, die Spisegg zum Bahnhof. Auch Ideen für eine punktuelle Verlängerung des «7ers» nach Engelburg habe man geliefert. «Was mich enttäuscht, ist, dass die Vorschläge vom Kanton nie genauer analysiert wurden», sagt Eigenmann. Denn auch das verhehlt er nicht: «Die VBSG wollen Abtwil weiterhin erschliessen.» Würde der «7er» künftig nur noch bis Säntispark fahren, wie das die Varianten vorsehen, sei das existenziell. «Die Linie 7 ist für uns die fahrgastmässig wichtigste Linie», sagt Eigenmann. Kampflos gebe man die Verbindung darum nicht her.
Gelassener nimmt man die Studie bei der Regiobus. «Wir streiten nicht um einen Kuchen, der noch nicht gebacken ist», sagt Geschäftsführer Bruno Huber. In erster Linie gehe es darum, dass die öV-Nutzer und die Besteller unter Federführung des Kantons «eine Optimierung mit bestmöglichem Preis-Leistungs-Verhältnis bekommen». Welches Transportunternehmen eine allfällige neue Leistung fahre, sei zweitrangig. Dass Regiobus, ebenso wie die VBSG, nicht von Anfang an in die Studie einbezogen worden sei, darüber mag sich Huber ebenfalls nicht ereifern. «Wichtig ist, dass wir mitreden können, wenn es um Linienführungen geht», sagt er. Und das sei der Fall gewesen, «wenn auch ein bisschen spät».
Wo sich Regiobus, VBSG und Postauto einig sind, ist: Es wird eine Kompromisslösung geben. «Mit überschaubaren Kosten alle Bedürfnisse abzudecken, ist schwierig», sagt Jürg Eschenmoser, Leiter Postauto Ostschweiz. Weiter möchte er sich nicht äussern, stattdessen abwarten, was der Kanton sage. Dieser rechnet in der ersten Hälfte 2012 mit einem Entscheid für eine der vorgeschlagenen Varianten.