Eine oberbayrische Lebensgeschichte

GOLDACH. «Leben hinter dem Mond» heisst Josef Brustmanns Programm, mit dem er 2005 den Paulaner-Solo-Kabarettpreis gewann und am Samstagabend zu Gast bei «Kultur i de Aula» war. Ein Lebensrückblick mit Humor- und Jodeleinlagen.

Rosmarie Lutz
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Josef Brustmann präsentierte bayrisches Musikkabarett. (Bild: Rosmarie Lutz)

Josef Brustmann präsentierte bayrisches Musikkabarett. (Bild: Rosmarie Lutz)

Auf der Bühne stehen eine Gitarre und eine Ziehharmonika, ein Kinder-Keyboard und eine schwarze Kiste. Federfilzhut und CD-Player warten auf dem Stuhl, so auch das Publikum der ausverkauften Aula. «Es gab mal Zeiten, wo ich dem Publikum zahlenmässig überlegen war», sagt Josef Brustmann zur Begrüssung – und schon ist er mitten im Thema, erzählt von Oberbayern, von Franz Josef Strauss, von Wolfratshausen, wo es jede Menge skurrile Typen gibt.

Totengräber und Kelly Family

Der Leichenwäscher und Totengräber zum Beispiel, der beruflich mit Menschen zu tun haben wollte und nun andern eine Grube gräbt. Seine lyrische Ader schlägt durch, wenn er sich als Grabsteindichter betätigt und dem Kaminfeger den Spruch «Er kehrt nie wieder» einmeisseln lässt. Oder der Grossvater, der viele Bauernregeln kannte und zitierte: «Steht im Januar noch das Korn, ist es wohl vergessen worn. Stirbt der Bauer im Oktober, braucht er keinen Pullover.» In so eine Welt, erzählt der Kabarettist, sei er am 28. Dezember 1954 als achtes von neun Kindern einer mährischen Flüchtlingsfamilie hineingeboren worden. Reif habe an seinen Wimpern geklebt und Eisblumen im Gesicht hätten ihm vermutlich seine poetische Laufbahn verpasst und ihm aus Trotz zum Singen verholfen. Seine Zukunft sei durch seine Herkunft – eine Art Kelly Family – früh gezeichnet gewesen.

Zum Glück ist Josef Brustmann nicht hinter dem Mond geblieben. Er schloss die Matura ab und arbeitete als Musiklehrer an der Münchner Musikhochschule. Künstlerisch zog es ihn, dank seiner Biographie, zum Musikkabarett. Nachdem er sich von den Formationen «Bairisch Diatonischer Jodel-Wahnsinn» und «MonacoBagage» gelöst hat, tourt er seit 2004 als Solo-Kabarettist durch den deutschen Jodelsprachraum.

Josefs Brustmanns musikalische Wendigkeit kommt immer wieder im Hundejodel, von der Zither begleitet, oder im Rap, zum Beat des Transistorradios zum Tragen. Das Programm «Leben hinter dem Mond» gibt Katholizismus, etwas Wirtschaft und Politik preis. Biographisch erfährt das Publikum von Scheidung, Patchworkfamilie und dem harten Los, alleinerziehender Vater zu sein. Der bayrische, manchmal etwas feuchte Dialekt war verständlich, auch ohne Dolmetscher.

Goldach und der Mond

Gegen Ende des Abends wird Brustmann poetisch, denkt über die Existenz und all das nach, was der Mensch dazu braucht. Das Publikum zeigt sich begeistert und erklatscht eine Zugabe. Bleibt nur noch die Frage, was Goldach vom Mond unterscheidet?