Drei normale Christinnen und Christen predigten an der Eucharistiefeier letzten Samstag in der Kolumbanskirche Rorschach. Pfarrer Roland Eigenmann führte das Interview am Bartisch zu den Erfahrungen einer Israelreise.
RORSCHACH. Die barocke Kolumbanskirche ist üppig geschmückt mit prachtvollen Blumen. Die Sonne dringt durch die Fenster und verleiht dem Gotteshaus einen goldenen Glanz. Die Gläubigen haben sich am frühen Samstagabend zum vorsonntäglichen Gottesdienst versammelt. Gemeinsam mit Pfarrer Roland Eigenmann feiern sie das Fest der Dreifaltigkeit. Der Gospelchor Spirit Lighthouse aus Rorschach/Rorschacherberg untermalt die Eucharistiefeier musikalisch. Mit feierlichen, aber auch schwungvollen und temperamentvollen Liedern begeistern die rund 20 Sängerinnen und Sänger ihr Publikum auf Anhieb.
Was auf den ersten Blick nach einem normalen Festgottesdienst aussieht, ist eine Premiere und etwas, was vor nicht allzu vielen Jahren nicht denkbar gewesen wäre: Zwei «normale» Christinnen und ein Christ predigen am Bartisch neben dem Altar. Im Interview mit Pfarrer Eigenmann erzählen die 50jährige Raffaella Fluri aus Rorschacherberg, die 43jährige Monika Germani aus Mörschwil und der 21jährige Rafael Windler aus Goldach von den Erfahrungen ihrer Israelreise. Die Reise wird thematisiert bezüglich Spannung, Vielfalt und Einheit. Unterschiedlich wie das Land Israel selber ist, sind auch die Eindrücke, welche die drei während der zehntägigen Reise letzten Herbst gewonnen haben. Rafael Windler, der jüngste der 16köpfigen Reisegruppe, hat sich neben den Besichtigungen von Kirchen und anderen religiösen Kulturstätten auch mit der politischen Situation im Land konfrontiert gesehen. «Ich habe mir das Land gefährlicher vorgestellt», meint Monika Germani. «Während der ganzen Reise habe ich mich nie in Gefahr gefühlt.» Auch zu anderen Themen ist das Empfinden der drei Interviewten sehr verschieden. Während «Einheit» von den Reiseteilnehmern sehr unterschiedlich empfunden wird, ist es für die Bevölkerung im gespaltenen Land Israel sicher ein Fremdwort. Das eindrücklichste Erlebnis verbindet Raffaella Fluri mit der Klagemauer: «Die Klagemauer hat mich sehr angezogen und sehr bewegt». Nachhaltig und faszinierend war die Reise auch für Germani: «Ich komme von diesem Land nicht mehr los.»
Pfarrer Roland Eigenmann ist ständig auf der Suche nach kreativen Ideen für einen lebendigen Gottesdienst und ein aktives Pfarreileben. Dass es dabei nicht immer konventionell zu und her gehen muss, beweist er mit der als Interview gehaltenen Predigt. Das Einbeziehen der Gläubigen in den kirchlichen Alltag ist für den innovativen Pfarrer sehr wichtig. «Gott wirkt in jedem von uns. Deshalb kann auch jeder von uns einen Beitrag leisten.»