«Ein enttäuschendes Vorgehen»

Im Streit um die Kanti Wattwil kritisieren Vertreter des Linthgebiets die Regierung scharf. Die Ostschweiz am Sonntag hatte publik gemacht, dass diese am Standort Wattwil festhalten will – obwohl ein Gutachten für Uznach spricht.

Adrian Vögele
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In der Diskussion um den künftigen Standort der Kantonsschule Wattwil verhärten sich die Fronten. (Bild: Hanspeter Schiess)

In der Diskussion um den künftigen Standort der Kantonsschule Wattwil verhärten sich die Fronten. (Bild: Hanspeter Schiess)

Die Mehrheit der St. Galler Regierung will die Kantonsschule in Wattwil behalten: Dies geht aus einem vorbereiteten Regierungsratsbeschluss hervor, den die Ostschweiz am Sonntag in ihrer jüngsten Ausgabe zitiert hat. Im Dokument ist bereits ein Areal in Wattwil für den Ersatzneubau vorgesehen. Die Regierung hat laut dem Papier auch von einer Studie der Firma Wüest & Partner zu möglichen Standorten für die Kantonsschule Kenntnis genommen. Gemäss einem Mail von Volkswirtschaftsdirektor Benedikt Würth an die Regierungskollegen, das die Ostschweiz am Sonntag ebenfalls publik gemacht hat, schneidet jedoch Uznach in diesem Gutachten besser ab als Wattwil. Der Standort Uznach, so Würth im Mail, müsse vertieft abgeklärt werden. Der Entscheid für Wattwil sei «noch nicht wasserdicht». Würth schlägt vor, dass mit dem Kanton Schwyz über eine Kooperation verhandelt werden soll, die es Schülern aus Rapperswil-Jona ermöglichen würde, in Pfäffikon zur Schule zu gehen. Das «würde den Standort Wattwil definitiv sichern und andere Standorte im Linthgebiet obsolet machen». Am Ende des Mails heisst es: «Wenn man einen Standort – entgegen Gutachterempfehlungen und Bevölkerungstrends – durchbringen will, muss man die objektiven Einwände im Voraus parieren.»

«Intransparent und unfair»

«Dicke Post» sei die Enthüllung der Ostschweiz am Sonntag, sagt Yvonne Suter, CVP-Kantonsrätin und Präsidentin der IG Pro Bildungsstandort Linthgebiet. Dass die Regierung eine Analyse verschiedener Standorte in Auftrag gegeben habe – und dies bei einem «sehr renommierten Büro» – sei zwar eine positive Überraschung. Ebenso das Resultat, das gemäss den jetzt vorliegenden Informationen für Uznach als Standortgemeinde spreche. «Aber dieses Ergebnis passt der Regierung offensichtlich nicht. Sie ignoriert die Studie und hält weiterhin an Wattwil als Standort fest.» Das sei für die IG nicht hinnehmbar, sagt Suter. «Wir verlangen, dass die Studie veröffentlicht wird – und dass die Regierung einen sachlich begründeten Entscheid fällt.» Suter kritisiert, dass der gesamte Evaluationsprozess zum Standort der Kantonsschule intransparent und gegenüber dem Linthgebiet unfair sei: «Unsere Gemeinden durften sich nicht einmal offiziell bewerben.» Zudem sei man südlich des Rickens lange der Meinung gewesen, die Standortanalyse laufe nach wie vor nur auf strategischer Ebene – «doch dann müssen wir erfahren, dass der Kanton in Wattwil bereits detaillierte Abklärungen zu möglichen Neubaugrundstücken getroffen hat».

«Befürchtung bestätigt»

«Das Vorgehen der Regierung ist sehr enttäuschend», sagt auch Kantonsrat Nils Rickert (GLP, Rapperswil-Jona). Die publizierten Informationen bestätigten die Befürchtung, dass die Prüfung alternativer Standortgemeinden für den Kanti-Neubau nur eine «Pro-Forma-Übung» gewesen sei. Gegenüber Kooperationslösungen mit Nachbarkantonen ist Rickert skeptisch: «Wo auch immer die neue Kanti gebaut wird: Sie muss eine kritische Grösse erreichen. Wenn über 200 Schüler aus Rapperswil-Jona auswärts zur Schule gehen, wäre das wohl nicht mehr der Fall.» Darum sieht auch Rickert als optimale Lösung einen Kanti-Neubau in Uznach statt in Wattwil.

Regierung berät noch

Kantonsrätin Margrit Stadler (CVP, Kirchberg) ist trotz offensichtlicher Differenzen in der Regierung «guten Mutes», dass die Kantonsschule in Wattwil bleibt. Dafür spreche unter anderem die Qualität der Schule. «Es kann nicht sein, dass nur die Distanzen im Einzugsgebiet ausschlaggebend sind für den Standortentscheid.» Eine Kooperation mit einem Nachbarkanton wäre laut Stadler der «Todesstoss» für die Kanti Wattwil.

Wie das Bildungsdepartement gestern auf Anfrage mitteilte, wird die Regierung «in den nächsten Wochen das weitere Vorgehen im Bezug auf die Erneuerung der Kantonsschule Wattwil beraten und beschliessen».