Ein Bach mit vielen Namen

Auch auf die zweite Sommerquiz-Frage gingen zahlreiche Antworten ein. Der gesuchte Bach heisst Feldmühle- oder Ankerbach; auch der uralte Name Baderbach stimmt. Er mündet im Kornhausquai, neben dem Adlerbach, in den See.

Otmar Elsener
Drucken
Ein Aquarell aus dem Jahr 1845 zeigt die Feldmühle, die dem wasserreichsten Bach am Rorschacherberg den geläufigsten seiner Namen gab. (Bild: OT-Archiv)

Ein Aquarell aus dem Jahr 1845 zeigt die Feldmühle, die dem wasserreichsten Bach am Rorschacherberg den geläufigsten seiner Namen gab. (Bild: OT-Archiv)

REGION RORSCHACH. Die beiden Bachmündungen im Kornhausquai – Adlerbach und Feldmühlebach – sind den Rorschacher Jugendlichen seit jeher als gute Fischgründe bekannt. Im Sommer standen stets Buben mit Ruten auf dem Quai-Mäuerchen und warfen ihre Zapfen mit Köder in die Fischschwärme aus. Sie fingen Pflüterli, Förmli, Egli, Brachsmen und Karpfen in grossen Mengen. Manchmal hing sogar eine Schleie oder eine Trüsche an der Angel. Bemerkbar machten sich die Bäche auch nach Gewittern, wenn sich von den Mündungen eine schlammig-gelbe Spur in den See hinauszog. Diese zeugte von der Kraft des Wassers, das Ton- und Sandkörner aufwirbelte und mit sich transportierte.

Ein grosses Einzugsgebiet

Der grössere der beiden Bäche hiess im 17. Jahrhundert Baderbach, weil einst eine Badstube an ihm gelegen war. Sein Wasser betrieb die schon im 14. Jahrhundert erwähnte Feldmühle, die den Namen für das dereinst grösste Stickereiunternehmen der Schweiz und die spätere Kunstseidefabrik gab. Sein Einzugsgebiet hoch oben am Berg umfasst neben kleineren Bächen zwei in tief eingeschnittenen Tobel rauschende Gewässer: Der Koblenbach oberhalb des Weilers Koblen und den Eschlenbach beim Weiler Leh. Diese vereinigen sich beim Weiler Loch – oberhalb der Autobahn – zum äusseren Rietbach, der bis zum Roseneggkreisel offen fliesst. Dort übernimmt er noch das Wasser des Wildensteinbachs.

Früher speiste der ab dieser Stelle stets Wasser führende Bach den einstigen Feldmühleweiher, der sich am Ort der heutigen Tennisplätze befand. Ab dieser Stelle wird er Feldmühlebach genannt. Nördlich des Strassenkreisels wurde entlang der Rosengartenstrasse vor zwei Jahren ein kurzes Teilstück offengelegt. Danach folgt der Lauf unterirdisch der Feldmühlestrasse bis zum Bäumlistorkel, wo der kleinere Feldmühlebach einmündet. Dieser entspringt ob dem Weiler Hasenhus und wird weiter oben noch als westlicher Schlossbach bezeichnet.

Feldmühle- oder Ankerbach

Am Berufsbildungszentrum vorbei führt der Kanal unter dem Coop-Parkplatz, dem Marktplatz und unter der Ankergasse hindurch zum Bahngeleise, wo er vor dem Kornhaus scharf nach Westen abbiegt und den See neben der Bootsvermietung Grob erreicht. Noch einmal ändert sich sein Name: Anfangs des 19. Jahrhunderts begann man, das Gewässer Ankerbach zu nennen wegen des nahen Hotels Anker. Die einen kennen ihn nun als Ankerbach, die anderen bleiben bei der Bezeichnung Feldmühlebach.

Für Hochwasser gewappnet

Mit der Erstellung einer kleinen Wasserrinne durch die Ankergasse hat der Rorschacher Stadtrat den Bürgerinnen und Bürgern vor wenigen Jahren wieder ins Bewusstsein gerufen, dass unter der Stadt noch immer Bäche fliessen. Oberhalb des Kanals fliesst in den wärmeren Monaten in der Strassenmitte sauberes Ankerbach-Wasser seewärts. Seit dem Bau der Abwasserreinigungsanlage des Abwasserverbandes Altenrhein (ARA) münden ja auf dem ganzen Stadtgebiet keine Abwässer mehr in die Bäche. Um Schäden im Falle eines Jahrhunderthochwassers vorzubeugen, wurde der untere Teil des Kanals in den vergangenen Jahren im Zuge von Überbauungen und Strassenkorrekturen verbreitert.

Der Kanal des Bachs wurde 2005 vor dem Kornhaus verbreitert. (Bild: el)

Der Kanal des Bachs wurde 2005 vor dem Kornhaus verbreitert. (Bild: el)