Im Tübacher Mitteilungsblatt haben zwei Anwohner der Dorfwiese per Anzeige eine Umfrage plaziert. Sie fordern darin die Bevölkerung auf, sich mit der geplanten Überbauung zu befassen, ehe die Bagger auffahren.
TÜBACH. Die einstige Erbengemeinschaft und heutige Baugesellschaft Josuran plant auf der 12 000 Quadratmeter grossen Dorfwiese eine Wohnüberbauung mit 72 Wohnungen. Für diesen Zweck führte die Erbengemeinschaft im November 2012 einen Studienauftrag mit sechs Architekturbüros durch. Der Entscheid der Fachjury, auch die Denkmalpflege war involviert, fiel auf das Projekt des Architekturbüros Andreas Senn, St. Gallen. Im Mai 2013 wurden die Studienarbeiten der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das weiterentwickelte Siegerprojekt wurde nun dem Gemeinderat in Form eines Gestaltungsplan-Entwurfs präsentiert. Der Gemeinderat zeigt sich im aktuellen Mitteilungsblatt überzeugt davon, dass «das Projekt über eine hohe ortsbauliche Qualität verfügt und den Ortskern wesentlich aufwerten wird». Als nächstes wird das Kantonale Baudepartement den Entwurf des Gestaltungsplans auf Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen prüfen, bevor der Sondernutzungsplan durch den Gemeinderat formell erlassen und öffentlich aufgelegt wird.
Bevor es so weit kommt, soll über die laut Gemeindepräsident Michael Götte «grösste Entwicklung, die Tübach je gesehen hat» konstruktiv, transparent und breit abgestützt nachgedacht und informiert werden. Dies schreiben Annette und Thomas Aepli in ihrer Anzeige im Mitteilungsblatt «Tübach aktuell». Annette und Thomas Aepli schreiben darin weiter, dass privatwirtschaftliche Interessen zwar legitim seien, aber bei solch grossen Projekten grundsätzlich dem Gemeinwohl verpflichtet sein sollten. Aus diesem Grund lancieren sie eine Umfrage über Bereiche, die ihnen besonders wichtig erscheinen. Sie werfen dabei Fragen zum Ortsbild, zur Planung, zur Ökologie und zum Baurecht auf. So können Mitbürger beispielsweise bei der Frage «Eine grosse Wohnüberbauung auf der Dorfwiese ist für mich…» die Antworten «sehr positiv», «positiv», «neutral», «problematisch» oder «klar negativ» ankreuzen. Mit der Beantwortung der Fragen würden die Umfrageteilnehmer dem Gemeinderat, dem kantonalen Baudepartement und der privaten Bauherrschaft ermöglichen, konstruktiv und verbindlich auf die Anliegen der Bevölkerung einzugehen, zeigen sich Annette und Thomas Aepli überzeugt und fügen an: «Sie tragen zu einer gelungenen Entwicklung und der nachhaltigen Berücksichtigung berechtigter Interessen bei: Von Investoren, künftigen Bewohnern und allen Einwohnern.»
Über die Ergebnisse der Umfrage wollen die beiden im Dorfblatt informieren. Über die Beweggründe wollten sie sich auf Anfrage noch nicht äussern. Im Sinne der Sache wollten sie den Rücklauf der Umfrage abwarten. Es sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür und würde allenfalls «unnötig Staub aufwirbeln». Gesprächiger gibt sich Tübachs Gemeindepräsident Michael Götte, der es als durchaus legitim bezeichnet, dass Anzeige und Umfrage im Mitteilungsblatt publiziert wurden. «Wir werden im Mitteilungsblatt alle Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern veröffentlichen, solange diese nicht ehrverletzend oder absurd sind.» Er erinnert daran, dass das Plangebiet seit vielen Jahren in der Bauzone liegt. Es gehe also nicht um die Frage, ob in diesem Gebiet gebaut werden soll, sondern wie diese Fläche überbaut werden soll. «Die Erbengemeinschaft hätte einen einfacheren, günstigeren Weg wählen können, indem sie das Bauland an einen Investor verkauft hätte. Zum Glück sind es Personen, die eng mit Tübach verbunden sind und denen es ein Anliegen ist, dass eine Überbauung entsteht, die zum Dorfbild passt.» Die aktuelle Entwicklung zeige, so Götte weiter, dass es fatal wäre, würde nicht sparsam mit den räumlichen Ressourcen umgegangen werden.
Der nun vorgelegte Gestaltungsplan ermögliche der Behörde mitzureden. So sei beispielsweise bereits klar, dass die Anzahl der Parkplätze auf Wunsch des Gemeinderates erhöht werden muss, weil nicht noch mehr Autos im Dorf stehen sollen. Ob die Meinungsumfrage einen direkten Einfluss auf den Planungsprozess haben wird, lässt er offen. Fakt sei aber: Auch das Umfrageergebnis ändere nichts daran, dass es sich um Bauland handle. Das Projekt müsse das übliche Baubewilligungsverfahren nehmen. Darauf könnten Anwohner im Rahmen der rechtlichen Grundlagen mit Einsprachen reagieren.